Wochenvorschau von Claudius Prößer: Die Bürgerämter machen dicht, dafür ist wieder der "Mönch am Meer" zu sehen
Das Wetter: Bis Freitag soll es frostig bleiben, zwischen 0 und –7 Grad. Keine Lappalie für die Menschen, die sich vor dem Lageso in der Turmstraße drängen. Wir schauen hin und nehmen diese Woche auch mal wieder die vergleichsweise funktionale „Erstregistrierungsstelle“ in der Bundesallee in den Blick – die hat nämlich vor nun drei Monaten den Betrieb aufgenommen.
Für die Fraktionen ist zu Jahresbeginn Klausur-Saison. Am kommenden Wochenende unternehmen die SozialdemokratInnen einen Ausflug nach Jena, um sich dort Gedanken über die Themen Wirtschaft, Arbeit und Verwaltungsreform zu machen. Apropos Verwaltung: Auf ihrer Klausur am vergangenen Wochenende haben die grünen Abgeordneten beraten, wie man Berlins Behörden endlich digital updaten könnte. Ein kühner Plan.
In der Realität ist dagegen zu befürchten, dass die Softwareumstellung für Meldeverfahren, wegen der ab Freitag und noch bis Dienstag kommender Woche alle Bürgerämter komplett dichtmachen, die grotesken Wartezeiten nicht verkürzt. Oder wie würden Sie den folgenden Satz aus einer Mitteilung der Senatsinnenverwaltung interpretieren? „Langfristig (!) besteht die Möglichkeit (!), dass aufgrund der Modernität des IT-Systems VOIS einige (!) Dienstleistungen vollständig oder teilweise (!) online angeboten werden können und somit eine Entlastung in den Bürgerämtern erzielt werden kann (!).“ (Ausrufezeichen d. Red.)
Ebenfalls am Freitag treffen sich dann die versprengten Reste der Piratenpartei ganz analog zur Mitgliederversammlung im Haus des Neuen Deutschland. Dort sollen auch die KandidatInnen für die Abgeordnetenhauswahl im September gekürt werden – nur werden sie wohl im Gegensatz zu Delius, Lauer & Co. die kommenden Parlamentsdebatten von der Gästetribüne aus verfolgen müssen.
Und sonst? Auf der Grünen Woche (noch bis Sonntag) konkurrieren die dicksten Kartoffeln mit den magersten Filets, auf der Fashion Week (Montag bis Freitag) gibt’s neue Klamotten, und dann stehen uns noch zwei kulturelle Highlights bevor, die recht hübsch das Berliner Spektrum abstecken (beide ab Freitag): Das Schwule Museum zeigt mit „SuperQueeroes“ LGBTI*-Menschen als Comic-HeldInnen in einer heteronormativen Welt, und die Alte Nationalgalerie präsentiert nach erfolgreicher Restaurierung die Caspar-David-Friedrich-Klassiker „Mönch am Meer“ und „Abtei im Eichwald“. Total romantisch!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen