Real mit Kantersieg bei Zidane-Debüt: Der Magier von Madrid
Mit 5:0 über La Coruña gelingt Zinédine Zidane ein Traumdebüt als Cheftrainer. Aber dieses Wunder haben die Fans auch erwartet.
Als zu Plácido Domingos Schmalzhymne „Hala Madrid“ das übliche Video auf den Stadionleinwänden läuft, ist eine neue Schlusssequenz eingearbeitet: wie Zidane sich in der Umkleidekabine die Krawatte richtet und dann in den Spielertunnel hinausgeht. Ein Mann, allein vor dem Gang in das Licht des Stadions – in das Licht einer neuen Ära? Während der folgenden 90 Minuten fegt Real mit 5:0 über den Tabellenachten aus Galizien. Es windet und regnet, es ist, als würde die ganze Pein der bleiernen Zeit unter Vorgänger Rafael Benítez mit einem Spiel abgewaschen.
Kontrahent Deportivo erweist sich als Gegner mit Lust am Spiel, aber ohne Effizienz vor dem Tor. Nach einem wackeligen Beginn ist es auch ausgerechnet Zidanes Liebling Karim Benzema, der mit seinem 1:0 per Hacke die Finsternis vertreibt (15.). Und in der Folge ist es ausgerechnet Reals ewiges Problemkind Gareth Bale, der mit drei Toren das Stadion zu Ovationen hinreißt. In der 22. Minute applaudiert Zidane, sonst eher sparsam mit seinen Gesten, am Seitenrand einer klugen Spieleröffnung von Benzema nach außen zu Dani Carvajal. Aus dieser Szene fällt Bales 2:0. Zidane, der Connaisseur. Zidane, der Prophet.
„Es tut mir leid für Rafa, aber wenn wir ehrlich sind und uns das Spiel von heute anschauen, hat der Trainerwechsel gut getan“, sagt Spielmacher Luka Modric. Wie Bale galt er als einer der wenigen Unterstützer von Benítez, wie Bale macht auch er ein besonders überragendes Spiel. 20 Minuten vor Schluss läuft Bale bis in den eigenen Strafraum zurück und verhindert durch ein Tackling das 1:4-Anschlusstor für La Coruña.
„Zuckerbrot und Peitsche“ – so hatte Zidane in der Zeit als Ancelotti-Assistent einmal selbst die optimale Herangehensweise für einen Trainer definiert. Am Freitag vor dem Spiel nahm er das Team in die Pflicht: „Es darf keine ein, zwei oder drei Spieler geben, die nicht verteidigen.“
Fußball, wie man ihn im Bernabéu sehen will, hatte Zidane außerdem versprochen. Fußball, wie sie ihn kennen, bekommen die Fans geliefert. Generös in der Abwehr, aber eben auch mit magischen Momenten nach vorn, wo die individuelle Brillanz dann den Unterschied macht. So war es schon, als Zidane mit seinem legendären Volleytor im Finale gegen Bayer Leverkusen die Champions League gewann.
Sein Lächeln füllt den ganzen Raum
Als er nach dem Spiel zur Pressekonferenz kommt, füllt sein Lächeln den ganzen Raum. Zidane hat noch nie viele Worte gebraucht, um viel Ausstrahlung zu haben. „Ganz einfach, ich bin happy, das ist eigentlich alles“, sagt er zu seinem Debüt. Immer wieder hebt er die Einstellung hervor. So hat es auch sein Exchef Ancelotti gemacht. Dass diese Mannschaft guten Fußball spielen kann und muss, versteht sich für sie von selbst.
Im Fanshop von Real Madrid, wo sie viel vom Marketing verstehen, wird seit ein paar Tagen ein Trikot mit Zidanes Namen und seiner alten Nummer fünf angeboten. Der Verkauf dürfte nicht schlechter laufen in den nächsten Tagen, und den Rest wird man in diesen wenigen Spielen sehen, die über die Titel entscheiden. Gegen Barça und Atlético etwa, die in der Tabelle vor Real liegen, trotz je einem Spiel weniger.
Fürs Erste hat Zidane allein durch seine Aura den Klub wiederbelebt. Ab jetzt will er seine Konzepte einbringen: weil Madrid aus dem Pokal ausgeschlossen wurde, bleibt unter der Woche viel Raum zum Üben. „Wir haben noch viel zu verbessern“, erklärt er, und verabschiedet sich wieder mit diesem scheuen, gewinnenden Lächeln. „Aber geben wir der Sache ein bisschen Zeit. Ich habe ja gerade erst angefangen.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!