Nicht die gleichen Fehler

Kommentar

von Alke Wierth

Flüchtlinge und Arbeit

Es ist gut dreieinhalb Jahrzehnte her, da kamen viele Flüchtlinge aus dem Nahen Osten nach Berlin. Auf etwa 30.000 schätzen Experten die Zahl der in Berlin lebenden PalästinenserInnen.

Mit diesen Flüchtlingen hat das damalige Westberlin so gut wie alles falsch gemacht, was man nur falsch machen konnte. Kindern wurde der Schulbesuch untersagt, Eltern die Arbeitsaufnahme. Mit Kettenduldungen machte man den Leuten das Leben zu einem auf stets gepackten Koffern schwer. Die alte Heimat war zerstört, die neue wollte einen nicht haben. Noch heute sprechen viele PalästinenserInnen weder richtig Arabisch noch Deutsch, haben keine Ausbildung. Das alles ist nicht zuletzt eine Folge verweigerter Integration – und zwar der deutschen Seite.

Diese Fehler wird man mit den heutigen Flüchtlingen nicht wiederholen. Aufenthaltsbestimmungen, Schulpflicht, Rechte zur Arbeitsaufnahme sind völlig anders geregelt als seinerzeit – und zwar, das lässt sich gar nicht anders sagen, besser. Aber gut sind sie noch lange nicht.

Unter den syrischen Asylsuchenden sind nach bisherigen Erhebungen mit 20 bis 25 Prozent etwa doppelt so viele AkademikerInnen wie beim Durchschnitt der Flüchtlinge. Solche Fachkräfte bekommt Deutschland quasi geschenkt, in ihre Ausbildung investierte das Land keinen Pfennig.

Trotzdem hört man von vielen Flüchtlingen Klagen darüber, dass sie ihre Zeit vor allem mit Warten verbringen: Warten auf den nächsten Sprachkurs, die Bewilligung einer Qualifizierungsmaßnahme oder die Anerkennung aus dem Heimatland mitgebrachter Berufs- oder Studienabschlüsse.

Diese oft jungen Leute zu entmutigen, durch lange Zeiten des Herumsitzens, die sie als verschwendete Lebenszeit begreifen, zu frustrieren ist nicht nur kontraproduktiv, wenn man Integration will, sondern auch teuer. Ihnen – siehe Text rechts – durch widersinnige Vorschriften gar Lebensgefahren aufzubürden, ist schlicht nicht mehr nachvollziehbar.