Portrait
:

Kämpft für Bremerhaven: Paul Bö­decker  Foto: S. Prößdorf/wikimedia

Der Aufsteiger

Seit Dienstag ist Paul Bödeker in Bremerhaven ganz oben. Naja, sagen wir: fast ganz oben. Neben SPD-Mann Melf Granz wurde der CDU-Politiker zum Zweiten Bürgermeister und Kämmer der Stadt ernannt. Dort regiert seit der Wahl im Mai 2015 die große Koalition – im rot-grün geführten Land Bremen.

Das sei politisch herausfordernd, sagt Bödeker. In Bremerhaven gelte es, einen Haushalt aufzustellen, der die Sparquote der Landesregierung ob der Haushaltsnotlage erfüllt. Nicht nur die Hand aufzuhalten, sondern auch selbst zu sparen und doch nicht kaputtzugehen, das beschreibt er als größte Herausforderung im neuen Amt.

Der 63-Jährige folgt darin auf Michael Teiser, den Paten der Bremerhavener CDU. Dass man ohne dessen Gunst dort nichts wird, wissen alle und Bödeker sagt ganz offen: „Ich habe Herrn Teiser alles zu verdanken.“ Vermissen muss er ihn nicht: Teiser wird auch in Zukunft auf einem eigens geschaffenen Amt als „ehrenamtliches Magistratsmitglied“ in Bremerhaven für Steuern zuständig sein und weiter mitreden. Kann sich Bödeker emanzipieren? „Ich habe alles mit ihm abgesprochen, aber nicht immer alles so gemacht, wie er gesagt hat“, so Bödeker.

Vor seiner Ernennung gab es Zweifel wegen seiner Qualifikation. „Das ist immer die Diskussion“, kontert Bödeker, „wer nicht studiert hat, gilt als doof“. Nach der Haupt- und Berufsschule machte er einen Realschulabschluss auf der Abendschule und eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker, war acht Jahre Zeitsoldat und führt seit 1982 seine eigene Fahrschule. Er ist stolz darauf, sich hochgearbeitet zu haben.

Das hat er auch politisch: Zwei Jahre nach seinem Eintritt in die CDU wurde er 1987 Abgeordneter in Bremerhavens Stadtverordnetenversammlung. Seit 1995 ist er dort CDU-Fraktionsvorsitzender. 2003 zog er in Bremens Landtag, die Bremische Bürgerschaft, ein und war seit Juni 2015 hier stellvertretender CDU-Fraktionsvorsitzender.

Sein Mandat muss er nun niederlegen, die Erfahrung nimmt er mit. Und – das bezeugen auch seine politischen Gegner – was er sagt, hat meistens Hand und Fuß. Geradeheraus sei er, für Argumente offen und bei Weitem kein Hardliner – außer für sein Bremerhaven. jpb