Zidane nach Trainingsbeginn bei Real: „Schöner Fußball und eigener Stil“
Zinédine Zidane soll der Pep Guardiola von Real Madrid werden. Nach seinem ersten Training bei Real verspricht der Franzose einiges.
Damit es auch in der Gegenwart möglichst bald wieder etwas wird, hat der erratische Klubpräsident Florentino Pérez seinen Fehler vom Sommer korrigiert, Rafael Benítez entlassen und einen Joker gezogen, den er seit Jahren im Ärmel hielt: Mit Zidane gab es schon lange diesen Plan, notfalls erfand Pérez irgendwelche Ämter, um den Franzosen auch nach Ende seiner aktiven Karriere immer nah am Klub zu halten. Geht es nach Pérez, wird Zidane der Guardiola von Madrid. Eine Spielerikone, die als Trainer über die zweite Mannschaft an seine eigentliche Mission herangeführt wird: den Klub und den Fußball auf neue Höhen zu führen, so wie Guardiola einst in Barcelona.
Zidanes erster Arbeitstag ist insofern außergewöhnlich, als an diesem 5. Januar das traditionelle Weihnachtstraining stattfindet; es ist das einzige Mal im ganzen Jahr, dass die Fans zuschauen dürfen. Sie sehen allerdings kaum Avantgardistisches à la Guardiola, eher klassischen Trainingsalltag: Hier ein paar Gespräche, dort die Trillerpfeife. Nach einer guten Stunde beendet Zidane das Treiben in seinem Habitat und macht sich auf den Weg ins Estadio Santiago Bernabéu, zu einem Termin, den er zeit seiner Karriere immer weit weniger geschätzt hat: die Begegnung mit den Medien.
Erst kürzlich, in seiner zweiten Saison bei der Filiale, übernahm der publicityscheue Franzose die Gepflogenheit, nach jedem Spiel der Presse sein Handeln zu erklären. Zum Beispiel, warum er mal wieder Martin Ödegaard ausgewechselt hat, den norwegischen Mini-Galáctico, den ihm Pérez vorigen Winter vorsetzte. Weil Zidane sich weigerte, dem „Wunderkind“ eine Sonderbehandlung zukommen zu lassen, hoffen Kritiker nun auch bei der ersten Elf auf eine Überprüfung der Starprivilegien.
Nun verspricht er „schönen Fußball“, einen „eigenen Stil“ und „maximalen Einsatz“. Er antwortet knapp, wie früher als Spieler. Zidane, einer der großen Regisseure der Fußballgeschichte. Ein „Zehner“. Der ungeliebte Vorgänger Benítez wurde von den Spielern nur aus Gemeinheit so genannt, weil ihm die Karriere als Aktiver fehlte. Zidane soll dagegen mit offenen Armen empfangen worden sein. Etliche kennen ihn schon, Kapitän Sergio Ramos noch aus einer gemeinsamen Saison, viele andere als Assistent von Carlo Ancelotti 2013/2014.
Ob seine Tür deshalb wirklich immer offen steht, gehört zu den Unbekannten der Personalie. Während seiner Zeit als Ancelottis Assistent beschrieb er sich in einem Interview als Anhänger von Zuckerbrot und Peitsche. „Zidane oder nicht – als Freund der Spieler funktionierst du nicht länger als einen Monat.“ Aus der zweiten Mannschaft heißt es, er sei distanziert, aber charismatisch in der Ansprache. Insgesamt überfordere er das Team nicht mit taktischen Detailanweisungen, was den Stars ebenso entgegenkommen dürfte wie seine große Vorliebe für eine angriffslustige Gangart.
Hoffnung für Kroos
Womöglich erhält Toni Kroos seine Quarterback-Rolle der Ancelotti-Zeit zurück, sicher machen sich die unter Benítez marginalisierten Isco und James Rodríguez neue Hoffnungen, derweil Karim Benzema unter der Beförderung seines alten Fürsprechers ebenso wenig leiden dürfte wie Raphael Varane, dessen Anschaffung der Landsmann Zidane einst explizit empfahl.
Der junge Innenverteidiger könnte endgültig Veteran Pepe verdrängen, der zuletzt wohl nicht umsonst als einziges Schwergewicht öffentlich für Benítez eintrat. Ganz wie sein Präsident, der den am Montagabend in exakt 22 Sekunden entsorgten Extrainer noch vor drei Wochen als „die Lösung“ bezeichnete und hinzufügte: „Ich werde Benítez nicht gegen Zidane tauschen.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!