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"Jungs lesen Actionreiches"

Literatur Die Buchhandlung Christiansen bietet einen Lesekreis speziell für Teenie-Jungs

Andreas Mahr

Foto: privat

39, ist seit 2008 Leiter der Abteilung Kinder- und Jugendliteratur sowie der Lesekreise in der Buchhandlung Christiansen

taz: Herr Mahr, wie gern haben Sie früher gelesen?

Andreas Mahr: Bis zum 14. Lebensjahr habe ich nur schulische Pflichtlektüre, Comics und Sportzeitschriften gelesen. Dann schenkte mir ein Onkel Noah Gordons „Medicus“, den ich verschlang. Danach habe ich nicht mehr aufgehört.

Da haben Sie Ihre jugendliche Lese-Unlust ja gerade noch rechtzeitig überwunden.

Ich weiß gar nicht, ob es Lese-Unlust war. Man hatte einfach so viel anderes zu tun, und ich glaube schon, dass Jungs unruhiger sind als Mädchen. Und dass bei Jungs wichtig ist, dass die das richtige Buch in die Hand bekommen und merken: Lesen ist unglaublich cool.

Ist es nicht ohnehin ein Vorurteil, dass Jungs weniger lesen?

Nein. Das ist Fakt.

Woher wissen Sie das?

Hier im Buchladen erlebe ich, dass definitiv mehr Mädchen eigenständig Bücher kaufen. Bücher für Jungs kaufen oft Eltern, Onkel, Tanten. Die Zahl der Jungs, die selbst Bücher kaufen, ist deutlich geringer.

In Prozent?

Grob geschätzt: Zwei Drittel Mädchen, ein Drittel Jungs.

Um das zu ändern, haben Sie den Lesekreis „Reading Teens. Nur für Jungs“ erfunden.

Auch. Allerdings kommen meist Jungs her, die sowieso gern lesen. Es wäre natürlich schön, wenn wir auch weitere Jugendliche zum Lesen motivieren könnten, aber den Jungs-Lesekreis haben wir vor acht Jahren gegründet, weil klar wurde, dass Jungs und Mädchen unterschiedliche Lesewünsche haben.

Wie haben Sie das bemerkt?

Vorher hatten wir einen gemischten Lesekreis für Acht- bis 14-Jährige. Aber alle Jungs blieben nach kurzer Zeit weg, weil sie einen anderen Geschmack hatten. Seither haben wir zwei getrennte Kreise.

Inwiefern unterscheiden sich die Geschmäcker?

Jungs lesen Fantasy, Actionreiches, gern Reihen und ungern Unbekanntes. Auch Geschichten, mit weiblicher Hauptfigur sind bei Jungs nicht so beliebt. Mädchen lesen eher querbeet.

Und wie verläuft so ein Jungs-Leseabend?

Wir treffen uns einmal monatlich, und die Jungs erzählen, was sie gelesen haben und wie ihnen das gefiel. Im Idealfall entsteht eine kontroverse Diskussion. Denn die Kinder sollen ja lernen, nicht nur zu lesen, sondern auch über Literatur zu sprechen. Und das deutlich entspannter als in der Schule.

Interview: PS

Reading Teens. Nur für Jungs: 18 Uhr, Buchhandlung Christiansen, Bahrenfelder Str. 79