Was tun in Hamburg?:
Fr, 8. 1., 20 Uhr, Schauspielhaus
Publikumsführung
Das Publikum führen, als spiele man eine Orgel, das war bei „Psycho“ Alfred Hitchcocks Ziel, hat der Regisseur seinem Kollegen François Truffaut aus Frankreich einmal gesagt. Eben das gelingt dem Schauspieler Matthias Brandt und dem Sänger und Pianisten Jens Thomas in ihrer Live-Interpretation des Filmklassikers. Abgesprochen ist dabei nur der Rahmen, gefüllt wird der Assoziationsraum dann aber mit spontaner Interaktion: Brandt liest, Thomas improvisiert dazu auf dem Klavier einen eindringlichen Soundtrack. Und das Publikum ist gebannt – unmittelbarer hat man die schreckliche Nacht im Bates-Motel selten erlebt.
So, 3. 1., 21 Uhr, Golden Pudel Club
Knattertechno
Die Musik, die „Shitkatapult“-Label-Gründer Marco Haas seit den späten 90ern als T. Raumschmiere herstellt und aufführt, harrt beständig einer von allen akzeptierten Schubladeneinordnung. Elektropunk, darin sind sich alle Kritiker einig, wäre zu unscharf, für Electroclash ist es wiederum zu wüst und aggressiv. „Knattertechno mit Listeningromantik“ schlug die De:Bug einst vor, „Dreckelektro“ eine Arte-Dokumentation. Dabei zeigt der „angry young kraut with a laptop“ (New York Times) bisweilen auch eine eher ambienteske Seite, wie das im Jahr 2006 erschienene Album „Random Noize Sessions Vol. 1“ beweist, das Tracks aus zehn Jahren versammelt. Genau die zeigt Marco Haas nun zum Jahresanfang auch live im Pudel.
Sa, 2. 1., bis So, 10. 1., 20 Uhr, Alma Hoppes Lustspielhaus
Phrasenmüllmann
„Einer muss da sein, aufräumen, sonst ersticken wir am ideologischen Unrat.“ Das klingt nicht ungefährlich und ist vermutlich, bei allem Augenzwinkern sogar ernst gemeint. Wer sich hier alljährlich aufmacht, den „Phrasenmüll, der sich in einem Jahr ansammelt“ hinauszukehren, ist glücklicherweise kein politischer Hasardeur, sondern ein verdienter Kabarettist, der darin jahrelange Erfahrung hat: Henning Venske räumt in Alma Hoppes Lustspielhaus wie jedes Jahr „den Mist weg“.
Fr, 8. 1., bis So, 10. 1., 19.30 Uhr, Kampnagel
Abschlussarbeiten
Fünfmal zeigt die Theaterakademie Hamburg bis zum März Abschlussarbeiten auf Kampnagel. Den Anfang macht am Freitag Henri Hüster mit einem Abend mit Texten des US-amerikanischen Schriftstellers David Foster Wallace. Dabei geht es, passend zum Abschluss des Studiums, ums Erwachsenwerden: um die Grenze zwischen Abhängigkeit und Neurose, zwischen Einsamkeit und Konzentration. Wie furchterregend durchlässig diese ganz persönliche Grenze sein kann, das soll der Abend erweisen. Am 15. Januar geht es mit Leonie Böhms Inszenierung von Tschechows „Die Möwe“ weiter. MATT
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen