Humboldt-Uni bekommt neue Präsidentin: Die hohe Kunst der Unileitung
Sabine Kunst wird Präsidentin der HU. Die brandenburgische Kultusministerin rückt auf den Posten vor, den ein Mediziner im November verschmäht hatte.
Die Humboldt-Universität hat voraussichtlich bald wieder eine Leitung. Am Freitag gab die Hochschule bekannt, dass das Kuratorium der Uni Sabine Kunst zur einzigen Kandidatin für das Amt gekürt hat. Die Wahl durch das Konzil findet am 9. Januar statt, am 12. Januar folgt eine Anhörung. Noch ist SPD-Mitglied Sabine Kunst Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur in Brandenburg. Darüber, wann die 60-Jährige gegebenenfalls ihr neues Büro Unter den Linden beziehen soll, wollte die Humboldt-Universität sich am Freitag nicht äußern.
Wird sie gewählt und tritt sie das Amt auch tatsächlich an, erlöst Sabine Kunst die HU von einer langwierigen Präsidentensuche – und den scheidenden Jan-Hendrik Olbertz von seinem Amt. Olbertz hatte bereits im März bekannt gegeben, nicht mehr kandidieren zu wollen. Die Amtszeit des seit 2010 Amtierenden, der zuvor in Sachsen-Anhalt ebenfalls Kultusminister war, wäre turnusmäßig bereits Mitte Oktober zu Ende gewesen.
Eine Findungskommission hatte den Würzburger Mediziner Martin Lohse zu seinem Nachfolger gekürt. Doch Lohse bekam kalte Füße: Er trat im November überraschend von seiner Kandidatur zurück. Nur acht Tage vor seinem geplanten Amtsantritt schrieb er eine E-Mail, in der er bekannte, die Aufgabe des HU-Präsidenten falsch eingeschätzt zu haben. Für Verwaltungsreformen und Finanzierungsfragen sei er nicht der Richtige.
Olbertz, der mit seinem Vorhaben, an der HU ein Kanzlermodell einzuführen, gescheitert war, befand sich schon länger im Dissens mit wesentlichen Teilen des Hauses. Doch nach Lohses überraschender Absage führte er die Geschäfte weiter.
Sabine Kunst
Mit Sabine Kunst dürfte eine frische Brise durch die altehrwürdige Hochschule wehen. Die Schleswig-Holsteinerin, deren Markenzeichen lange eine markante rote Brille war, gilt als willensstark und hartnäckig. So setzte sie als Wissenschaftsministerin gegen große Widerstände die Fusion der BTU Cottbus mit der Hochschule Lausitz durch. Als Kultusministerin dagegen blieb Kunst eher blass. Sie vermochte es nicht, das Profil ihrer Vorgängerin Johanna Wanka (CDU) zu erreichen, die als glänzende Kulturpolitikerin geschätzt wurde und schließlich Bundesministerin wurde.
Bevor der damalige SPD-Ministerpräsident Matthias Platzeck sie 2011 in sein Kabinett holte, war Kunst, die erst 2014 in die SPD eintrat, Präsidentin der Universität Potsdam. Von 2007 bis 2011 führte die studierte Biologin, Politologin und Wasserwirtschaftlerin die Hochschule.
In einem Interview mit der taz sagte die Frau, deren offizieller Titel „Prof. Dr. Ing. habil. Dr. phil.“ lautet, vor einigen Jahren, sie sei bereit, sich für das Amt der Präsidentin selbst zu knechten. Ihren Stil beschrieb sie folgendermaßen: „Ich entwickele die Dinge sehr systematisch. Wenn ich etwas durchsetzen will, überlege ich mir vorher eine Strategie.“
Sabine Kunsts Erfolg als Universitätspräsidentin wird auch davon abhängen, ob es ihr gelingt, die tief zerstrittenen Gremien der HU zu befrieden. Schließlich steht der Hochschule in Kürze eine weitere Runde in der Exzellenzinitiative des Bundes bevor. Kunst wird auch mit dem Senat über neue Hochschulverträge verhandeln müssen.
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