The Donald folgt seinem eigenen PR-Lehrbuch

USA Der Republikaner Trump dominiert die Berichterstattung. In Umfragen gewinnen andere

Donald Trumps Erfolgsrezept: Attacke als Methode

Aus New York Dorothea Hahn

Seit Donald Trump als Reaktion auf den Massenmord von San Bernardino ein vollkommenes Einreiseverbot für Muslime in die USA verlangt hat, wird es ein klein bisschen einsamer rund um den Multimilliardär und radikal rechten Präsidentschaftskandidaten. Arabische Geschäftspartner und Städte in aller Welt haben ihn zur Persona non grata erklärt. In den USA gehen nach langem Zögern einige republikanische Präsidentschaftskandidaten zur offenen Attacke gegen ihn über.

Bei den Demokraten sagt jetzt auch Außenminister John Kerry, dass Trump „gegen Grundwerte der Nation“ verstoße. Und im Bundesstaat Iowa scheint Trumps Stern selbst bei der rechten Basis zu sinken. Dort zeigen zwei Umfragen – darunter zuletzt die der Tageszeitung Des Moines Register, die gewöhnlich richtig liegt – dass knapp zwei Monate vor den ersten Vorwahlen der Tea Partier und religiöse Fundamentalist, Ted Cruz den bisherigen Spitzenkandidaten Trump überholt hat. Doch der lässt sich von alledem nicht beeindrucken.

Trump hat zwar eine Israel-Reise abgesagt, nachdem Premierminister Netanjahu seine antimuslimische Attacke kritisiert hat, doch zugleich versichert, er werde stattdessen „als US-Präsident“ kommen. Er hat zugegeben, dass seine „muslimischen Freunde“ öffentlich nicht das vorübergehende Einreiseverbot unterstützten. Doch auch das hat er in einem Interview mit CNN in einen Erfolg umgewandelt. „Sie wissen, dass sie ein Problem haben“, sagte er. Und ­hinzugefügt, seine „muslimischen Freunde“ seien „happy“, dass er sage, was „niemand sonst“ sage.

Auf den Ted Cruz’ Erfolg in Iowa reagiert Trump mit der Demontage von dessen Charakter. Cruz sei als Präsident „nicht qualifiziert“ meinte Trump, er habe „nicht das richtige Temperament“ und er habe im Senat gezeigt, dass er vorgehe „wie ein Spinner“.

Attacke als Methode war schon in den 80er Jahren Teil des Trump’schen Erfolgsrezeptes. In seinem Ratgeber für ­Geschäftsleute „The Art of the Deal“ empfahl er kontrollierte Provokationen und Übertreibungen, um in die Medien zu kommen. „Die Presse ist immer hungrig“, schrieb er. Und Zeitungsartikel – auch kritische – seien nicht nur billiger als Anzeigen, sondern die Leser würden ihnen auch größeren Glauben schenken.

In seinem gegenwärtigen Wahlkampf befolgt Trump seine eigenen – zuvor im Geschäftsleben erprobten – Regeln Punkt für Punkt: Nacheinander hat er mexikanische Einwanderer, Behinderte und Muslime attackiert. Und hat damit jedes Mal große Schlagzeilen gemacht. Über niemanden wird so viel berichtet wie über Trump.

Wahlkampfstrategen haben den anderen republikanischen Kandidaten deswegen lange ­davon abgeraten, in die offene Attacke gegen Trump zu gehen. Doch inzwischen zeigen einige seiner republikanischen Gegner den Mut der Verzweiflung. John Kasich lässt einen Werbespot laufen, in dem ein ehemaliger Air Force Colonel das Anti-Hitler-Zitat Pastor Niemöllers auf Trump umwidmet: „Als er die Muslime attackierte, habe ich geschwiegen, weil ich kein Muslim bin. Als er die Mexikaner deportieren wollte, weil ich kein Mexikaner bin …“

Und der einst aussichtsreichste, aber jetzt auf den fünften Platz abgedrängte Jeb Bush sagt in einem TV-Interview, dass Trump „kein ernsthafter Kandidat“ sei, sondern es „für die Republikaner unmöglich macht, zu gewinnen“. Trump – der früher einmal Demokrat war – hat laut Bush „einen Deal mit seiner Kumpanin Hillary Clinton“.