Der Alte Meister
: Ich bin dein Vater

Polizist, geschützt Foto: dpa

Wir betrachten die Figur auf einem Foto aus dem bayerischen Innenministerium. Der Mann in Uniform steht in der ursprünglichen Szenerie abseits des Geschehens (nicht im Bild, aber auch egal), und doch fällt der Blick sogleich auf ihn. Ist es die strenge Haltung, welche Disziplin und Gehorsam verkörpert, ist es der Blick zur Seite, einer ungewissen Zukunft entgegen? Oder kommt uns hier etwas vertraut vor?

Der Polizist trägt die neue Einsatzausrüstung der bayerischen Polizei, die von Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Dienstag in München vorgestellt wurde. Die verbesserte Schutzmontur soll sogar Schüssen aus einer Kalaschnikow standhalten, daher wird sie ab 2017 bei allen Polizeieinsätzen mitgeführt, selbst im gewöhnlichen Streifenwagen. Das Ministerium will damit nach den Anschlägen in Paris vom 13. November demonstrieren, dass es dem internationalen Terror einen Schritt voraus ist.

Schon häufen sich hämische Kommentare: Die Frankfurter Allgemeine Zeitung etwa betitelt das Bild mit „Lord Helmchen“, weil die Aufmachung unfreiwillig an die „Star Wars“-Parodie „Spaceballs“ erinnert. Darin hat ein trotteliger Darth-Vader-Verschnitt aufgrund seines übergroßen Helms erhebliche Schwierigkeiten beim Luftholen und Kaffeetrinken.

Dieselbe Öffentlichkeit also, die eigentlich durch die Präsentation beruhigt werden sollte, übt sich jetzt in Hohn und Spott ob des doppelt und dreifach eingepackten und gepolsterten Ordnungshüters mit dem Bettpfannenhelm.

Eine ganz unverständliche Reaktion ist das nicht. Denn was das bayerische Innenministerium nicht bedacht hat: Wenn sich jede Streife in Zukunft auf ein Zusammentreffen mit Kalaschnikows gefasst macht, ist das überhaupt nicht beruhigend, sondern recht aufwühlend. Wer die neuen Uniformen sieht, denkt wohl weniger an die Verlässlichkeit der Polizei als an die angeblich omnipräsente Gefahr. Vor diesem Hintergrund ein wenig über ein unglücklich getroffenes Uniform-Model zu spotten ist nur recht und billig.

Peter Weissenburger