Olympia: Hafenwirtschaft wahrt Neutralität

UMZUG Der Hafenverband gibt Widerstand auf, der BUND hält Kosten für zu niedrig kalkuliert

Auf dem Kleinen Grasbrook zwischen Norderelbe, Elbbrücken und Hansahafen soll das olympische Zentrum entstehen.

Es besteht aus Olympiastadion, olympischem Dorf, Olympia-Schwimmhalle, olympischer Mehrzweckhalle sowie Trainingsplätzen, einem Park, Besucherzonen und Public Viewing.

Nach den Spielen soll die Schwimmhalle zu einem öffentlichen Bad werden, die Sporthalle wird zu einem Kreuzfahrt-Terminal umgebaut, das Dorf zu einem Quartier mit 8.000 Wohnungen erweitert. Das Stadion soll teilweise oder ganz für Wohnungen zurückgebaut werden.

Die dortigen Hafenunternehmen sollen zumeist auf den neu hergerichteten Central Terminal Steinwerder (CTS) zwischen der Werft Blohm+Voss und der Köhlbrandbrücke umziehen.

Ihren Frieden mit Olympischen Spielen in Hamburg macht die Hafenwirtschaft. Sie könnten „einen zusätzlichen Schub für die Modernisierung des Hafens geben und stellen somit eine große Chance dar“, sagte Gunther Bonz, Präsident des Unternehmensverbandes Hafen Hamburg (UVHH) bei einem Pressegespräch. Die am vorigen Freitag mit der Stadt getroffene Vereinbarung über den Umzug von Hafenbetrieben vom projektierten Olympiagelände Kleiner Grasbrook nach Steinwerder könnte „den Hafen nachhaltig weiterentwickeln“. Dennoch bleibe der Verband in der Olympia-Frage neutral, sagte Bonz: „Wir haben beschlossen, nicht dagegen zu sein.“

Zugleich aber bekräftigt der Verband, der mehr als 100 Hafenunternehmen vertritt, dass Olympische Spiele nicht zu Lasten der Hafenwirtschaft gehen dürften. Betriebe dürften nur bei einer erfolgreichen Bewerbung verlagert werden, die land- und wasserseitigen Ersatzflächen müssten „adäquat“ und rechtzeitig bereitgestellt werden und es dürfe vor, während und nach Olympischen Spielen „keine betrieblichen und verkehrlichen Einschränkungen“ geben.

Deshalb stehen die Unternehmer auch weiterhin Umbau und Erweiterung des Olympischen Dorfes zu einem großen Wohnquartier reserviert gegenüber. Das könnte wegen hafentypischen Lärm- und Schadstoffemissionen zu Konflikten zwischen Betrieben und neuen Anwohnern führen. Und natürlich erwarten die Betriebe, dass die Stadt ihnen den Umzug und neue Anlagen bezahlt und ihnen keine Kosten entstehen. Das hat die Stadt in der Vereinbarung zugesagt. Im Finanzkonzept für Olympia sind dafür 1,317 Milliarden Euro vorgesehen.

Eben das aber kritisiert der Umweltverband BUND. Wenn die Stadt für alle Umzugskosten aufkomme, mache dies ihren Anteil an den Olympiakosten unkalkulierbar, so Landesgeschäftsführer Manfred Braasch. Nach seiner Einschätzung ist die Summe von 1,3 Milliarden Euro viel zu niedrig kalkuliert. Empört ist der BUND-Chef auch darüber, dass laut Vereinbarung für die Verlagerung von Unternehmen „wenn gewünscht“ auch Flächen außerhalb des Hafens in Anspruch genommen werden sollen. „Wenn diese Option gezogen wird, können die Menschen in Moorburg schon mal ihre Koffer packen“, fürchtet Braasch im Hinblick auf das Obstbauerndorf Moorburg an der Süderelbe, das zum Hafenerweiterungsgebiet gehört.

Allerdings ist diese Option laut rot-grünem Koalitionsvertrag vom Mai dieses Jahres ausgeschlossen. Dort ist lediglich von „bestehenden Gewerbeflächen“ außerhalb des Hafens die Rede. Sven-Michael Veit