Ein Hafen wird kommen

BAGGER In Bremerhaven werden mit dem Bau der neuen Kaje für Offshore-Windräder nun Fakten geschaffen. Umweltweltverbände prüfen eine Klage

In Bremerhaven wird seit gestern das umstrittene Offshore-Terminal (OTB) gebaut. Die Obere Wasserbehörde hatte am Morgen eine entsprechende Genehmigung erlassen und für „sofort vollziehbar“ erklärt. Gleichwohl prüfen sowohl die Umweltschutzorganisation BUND als auch der Naturschutzbund Nabu eine Klage gegen den neuen Schwerlasthafen für Windenergieanlagen auf dem Meer.

Der von der rot-grünen Landesregierung schon 2012 beschlossene Bau soll 180 Millionen Euro kosten und drei Jahre dauern. Weil Bremen keinen privaten Investor gefunden hat, muss das Bundesland die 500 Meter lange Kaje selbst finanzieren, und das 25 Hektar große Gewerbegebiet nebendran auch. Betreiben soll den OTB ab 2019/2020 die halbstaatliche BLG Logistics Group, in dessen Aufsichtsrat diverse rot-grüne SenatorInnen sitzen.

Die Gutachter des rot-grünen Senats halten es für „realistisch“, dass am OTB jährlich mindestens 100 Windenergieanlagen umgeschlagen werden. Das Marktpotenzial im Umkreis von 300 Seemeilen rund um Bremerhaven wird von ihnen auf 450 Windräder pro Jahr geschätzt. Aber es gibt auch im dänischen Esbjerg und im niederländischen Eemshaven einen Offshore-Hafen – und in Cuxhaven, wo sich jüngst Siemens angesiedelt hat. Das „spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle“ sagt der Senat.

Kritiker sehen das anders. „Die Annahmen für den OTB sind mittlerweile völlig utopisch“, sagt der BUND. Er ist „willens“, gegen den Bau zu klagen, wenn sich eine juristische Handhabe gegen den Planfeststellungsbeschluss finden lasse – politische Argumente gegen den OTB zählen nun nicht mehr. Der Nabu findet den OTB zwar „in höchstem Maße ärgerlich“, die Frage der Sinnhaftigkeit sei nun nicht mehr entscheidend.

Zumindest der Säbelschnäbler, verkündet der Bremer Senat stolz, habe schon jetzt vom OTB profitiert: Der Eingriff in den Lebensraum des Wattenmeer-Vogels am Blexer Bogen sei auf der naheliegenden Luneplate überkompensiert worden – das erkennt auch der Nabu an.

Für das Marktforschungsinstitut Windsearch kommt der OTB viel zu spät, angesichts eingedampfter Pläne der Branche sei keine ausreichende Auslastung mehr zu erwarten. Der Bremer Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel kritisiert „zweifelhafte Annahmen“ der Gutachter. Die Kosten-Nutzen-Analyse halte einer kritischen Überprüfung nicht stand. Jan Zier