Die Zukunft
eines Unorts

BAUEN Die SPD diskutiert, ob das geplante Museum der Moderne das Kulturforum verbessert

„Der Verkehr am Kulturforum verhindert die Urbanität“

Jan Stöß, SPD-Landeschef

Es ist doch eigentlich alles klar am Kulturforum, denkt man. Das neue Museum für die Kunst des 20. Jahrhunderts auf dem Grundstück zwischen Kammermusiksaal und Neuer Nationalgalerie wird es geben. Bezahlt ist das Ganze ebenfalls: Vom Bund sind 200 Millionen Euro dafür bewilligt worden, und schließlich hat der Berliner Senat den ersten von zwei Architektenwettbewerben bereits ausgelobt. 2016 wird über den siegreichen Entwurf entschieden, 2017 soll Baubeginn sein.

Wenn hingegen die Berliner SPD zum Gespräch über das geplante Museum und die Zukunft des Kulturforums einlädt, wie am Dienstagabend vor Ort in der St.-Matthäus-Kirche, wird man überrascht: Bei der SPD ist noch lange nichts klar in puncto Museum der Moderne. Zum Thema Bauen am Kulturforum haben die Sozialdemokraten weiterhin Redebedarf.

Denn ein Thema wurde anscheinend vergessen. Verantwortlich für den „Unort, wo die Menschen eher weglaufen, statt zu bleiben“, wie Heinrich Wörmann, Vorstand der SPD Tiergarten-Süd, beklagte, sei „insbesondere die Verkehrsproblematik“. Die Potsdamer Straße und andere Verkehrsflächen, die das Kulturforum zerschneiden, ließen kein Gefühl für einen großen Platz, für einen schönen Stadtraum aufkommen. Ob das neue Museum allein dieses Manko ändern könnte? Da hatten Wörmann und einige im Publikum so ihre Bedenken.

Die Autos stören nur

Soll das Auto also raus aus dem Kulturforum? In diese Richtung tendieren zum Teil sogar Prominente in der SPD, wie Landeschef Jan Stöß. Er habe als Jura­student nicht nur vergebens nach einem Café im Umkreis der Staatsbibliothek Ausschau gehalten, erinnerte sich Stöß. Zugleich sei ihm deutlich geworden, dass „der Verkehr am Kulturforum die Urbanität verhindert“. Darum müsse der jetzige städtebauliche Wettbewerb zum Kulturforum am besten – außer einem guten Museumsbau – auch eine „Antwort zur Gesamtentwicklung“ des Ortes bringen. Und weiter: Mit „offenen Fragen zum Kulturforum“ sollte die Partei jedenfalls nicht in die kommende Wahl gehen.

Um Antworten auf die speziellen Verkehrsfragen geben zu können, fehlt erst mal schlicht das Geld, beschwor Andreas Geisel, SPD-Senator für Stadtentwicklung, die rund 100 Interessierten in der St.-Matthäus-Kirche. Er sei zwar ebenso wie andere dafür, dass die Pots­damer Straße verengt oder die ­Piazzetta des Kulturforums um­ge­baut werden sollte. „Nur hierfür habe ich keine Millionen. Das kann ich nicht ändern, vielleicht später einmal“, sagte ­Geisel.

Trotzdem, so der Senator weiter, müsse man nicht aufgeben. Der Bau des neuen Museums der Moderne biete „doch die große Chance“, den „Unort Kulturforum“ zu verändern. Geisel: „Die Herausforderung ist, dass architektonisch und städtebaulich eine gute ­Lösung herauskommt.“ Damit wäre man schon ein gutes Stück weiter.

Nein, konterte Christoph Ingenhoven, Stararchitekt aus Düsseldorf, Gegner einer „auffüllenden“ Bebauung und Gast auf dem Podium. Ein weiteres Herumdoktern am Kulturforum mit weiteren Bauten sei nicht die Lösung. Vielmehr komme es darauf an, die bestehenden Architekturen und den weiten Raum quasi zusammenzuführen: etwa durch eine Tunnellösung für die Potsdamer Straße.

Darüber kann die SPD noch lange debattieren. ROLF LAUTENSCHLÄGER