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Hirn-Zirzensik

PERFORMANCE Circus Quantenschaum ist zurück

Wo sind meine Erinnerungen, wenn ich sie nicht mehr habe? Eine Frage, die sich jeder schon einmal gestellt haben mag. Die Gehirnforschung kann sie bis heute nicht beantworten. Wie überhaupt das Verhältnis noch des klarsten Gedankens zu dessen darauffolgender Materialisierung durch die Tat zwar logisch zu erfassen sein mag, aber die Wissenschaft grübeln lässt. Kurz: Wir können zwar ins Hirn schauen. Aber Gedanken hat noch niemand darin gesehen.

In Bremen sorgte Hirnforscher Gerhard Roth für Furore, indem er dem Menschen die Willensfreiheit bestritt, weil das Gehirn das Verhalten steuere, der Mensch Exekutive seiner Biologie sei. Eine These, die Roth mittlerweile relativiert hat, wobei die Frage ungeklärt bleiben muss, ob er das aus freiem Willen tat, oder ob ihm die Biologie einen Streich spielte.

Dieser Relativität mag geschuldet sein, dass sich Roth nun für die Neuauflage des Circus Quantenschaum als Schirmherr zur Verfügung stellt, sich aber inhaltlich darin nicht betätigt. Das hat vor allem die Schriftstellerin und Regisseurin Judith Kuckart besorgt, die den neuen Abend mit dem Titel „Und wann kommen die Elefanten?“ entwickelt hat und Regie führt.

Als Bremen „Stadt der Wissenschaft“ war, rief die Bremer Shakespeare Company den Circus Quantenschaum ins Leben, um die Quadratur des Kreises, genauer: die Vereinigung von Wissenschaft und Kunst ins Werk zu setzen. Nach Quantenphysik und Entropie geht es also ans Eingemachte, oder, wie es die Ankündigung so schön formuliert, um das „Organ, auf das wir uns am meisten einbilden“.

Für das Material ihres Abends hat Kuckart den schönen Begriff der „Hirnlichkeit“ gefunden. Als Schriftstellerin interessiere sie vor allem die Frage, „was der Stoff ist, aus dem wir sind“. Wobei „Und wann kommen die Elefanten?“ nicht so vermessen ist, darauf Antworten geben zu wollen. Einen Menschen, sagt Kuckart, machen schließlich vor allem seine Fragen aus. Sie hegt indes immerhin die Hoffnung, dass durch die poetische Aufladung der Thematik ein anderer Zugang zur Wissenschaft möglich ist, von der unsereins sonst bestenfalls die Ergebnisse zur Kenntnis nimmt. Wobei sie sich durchaus intensiv mit der Materie befasst hat. Sie absolvierte ein Praktikum bei der Neurobiologin, Psychiaterin und Pianistin Hanna Monyer. Und sie lud den Publizisten Matthias Greffrat als „wissenschaftliche Fachkraft“ ein. Der nun fünf Abende mit einem Clown, einer Musikerin und Ensemblemitgliedern der Company auf der Bühne steht und die großen Fragen umkreist, nicht selten mit der Gitarre in der Hand. asl

Donnerstag, 12., bis Dienstag, 17. November (außer sonntags), 20 Uhr, Theater am Leibnizplatz

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