Flüchtlingshilfe Ein Satz von Angela Merkel ist jetzt schon historisch. Weil viele Menschen ihn wahr machen – egal, dass in der Politik wieder Skepsis regiert: Die schaffen das
Aus Berlin, Bruchsal, Köln und Wolfratshausen Claudia Hennen, Margarete Moulin, Uta Schleiermacher und Benno Stieber
Ihr wichtigstes Utensil hat Ines Lobenstein immer unterm Arm: das Tablet mit den Kontakten beim Landrats- und Arbeitsamt, bei Stadtverwaltung, Vereinen und Kirche. Sie ist Sozialpädagogin, betreut Obdachlose in Wolfratshausen – und seit drei Jahren ehrenamtlich auch Flüchtlinge. „Damals kamen die ersten zehn Flüchtlinge und fielen als Sozialhilfeempfänger in meinen Aufgabenbereich. Ich dachte: Hoffentlich werden es nicht 20, das schaffen wir nicht!“ Als sie das erzählt, muss sie unweigerlich lachen.
Schaffen – man kann dieses Wort zurzeit kaum aussprechen, ohne einen Bezug herzustellen. Das weiß auch Ines Lobenstein. Gerade eilt sie im neuen Asylzentrum von Wolfratshausen die Treppen hoch in die ehemalige Pfarrerswohnung, den Treffpunkt für Asylsuchende und Helfer in der oberbayerischen Stadt. Längst sind es nicht mehr 20, sondern rund 150 Flüchtlinge, Ende des Jahres könnten es 300 sein.
Das entscheidende Datum ist der 31. August. Angela Merkel tritt in der Bundespressekonferenz auf. Eine halbe Stunde zuvor, gegen 13 Uhr, haben die Ersten von Hunderten von Flüchtlingen, die sich seit Tagen im Bahnhof von Budapest drängen, Züge nach Österreich und Deutschland bestiegen. Merkel sagt: „Deutschland ist ein starkes Land. Das Motiv, mit dem wir an diese Dinge herangehen, muss sein: Wir haben so vieles geschafft, wir schaffen das. Wir schaffen das, und wo uns etwas im Wege steht, muss es überwunden werden.“
Zwei Monate sind seitdem vergangen. Die Bilder, die so sehr an den Sommer 89 erinnerten, sind nicht mehr so rosig umwölkt. Das Schaffen ist keine Aufforderung mehr, es ist zur Frage geworden. Schaffen wir das? Und wenn ja, wie? Wer darauf eine Antwort haben will, muss mit Menschen sprechen, die Flüchtlingsarbeit vor Ort machen. Wie Ines Lobenstein in Wolfratshausen, Axel Vogel in Köln oder Kaja Grabowski in Berlin.
Also: Schaffen Sie das? „Wir sind ja schon dabei“, meint Ines Lobenstein, die eben die Tür erreicht. Durchs Fenster fällt der Blick auf eine oberbayerische Kulisse: die Barockkirche St. Andreas und das Gasthaus Humplbräu. Farbige Häuser mit vorkragenden Giebeln, manche mit Lüftlmalerei geschmückt, säumen die beschauliche Hauptstraße von Wolfratshausen.
Hinter der Tür tobt das Leben. Das Schlafzimmer ist eine Krabbelstube, in der Küche sitzen vier Frauen aus Afrika mit ihren Babys beim Bürgerfrühstück. Gegenüber in der Kleiderkammer wurschteln zwei Ehrenamtliche, eine Deutsche und eine Nigerianerin. Und alle naselang ruft jemand: „Gisela, kannst du?“, und: „Gisela, weißt du?“
Gisela Weber ist die Stellvertreterin von Ines Lobenstein. Die beiden Frauen ergänzen sich. Die Sozialpädagogin ist die Schaltzentrale zu Ehrenamtlichen und Behörden, Weber der Vor-Ort-Posten. Sie hat ihren Arztberuf aufgegeben und kümmert sich Vollzeit um die Flüchtlinge.
Die Soko Bruchsal hat immer Visitenkarten dabei
Es ist nicht leicht, mit Frau Weber zu reden. „Gisela!“, ruft es schon wieder. Eine Helferin kämpft sich mit einer Afghanin durch ein Formular des Jobcenters. Eine Deutschlehrerin kommt spontan vorbei, bietet Sprachunterricht an. Ein Syrer braucht etwas und kann sich nicht verständlich machen. Aber Gisela kann und weiß, und wenn sie nicht weiterweiß, kennt sie jemanden. „Ich ruf den Said an, der ist Syrer und kann Englisch“, sagt die Frau mit den streng zurückgebundenen schwarzen Haaren. Zum Wir in „Wir schaffen das“ gehören die Flüchtlinge, findet Gisela Weber. Sie hat das Telefon schon in der Hand.
Es gibt eine einfache Erkenntnis: Das Sprechen mit Flüchtlingen, Helfern und Bürgern ist das Wichtigste, sagen die beiden Polizisten Ullrich Scherer und Ulrich Gaukel in Bruchsal.
Da war zum Beispiel der Junge, der aus der Kleidersammlung das VfB-Stuttgart-Trikot mitgebracht hatte und nicht mehr ausziehen wollte. Nun liegt Bruchsal tief im Badischen, die Stuttgarter sind dort nicht besonders beliebt. Deswegen sagt Gaukel: „Wir haben dem jungen Mann dringend davon abgeraten, das Trikot außerhalb des Heims zu tragen. Da findet sich immer jemand, der ihm deswegen eine knallen möchte.“
Man könnte Scherer und Gaukel in Bruchsal als „Soko Flüchtlinge“ bezeichnen. Nur, dass sie nicht ermitteln. Sie nennen sich Verbindungsbeamte für Flüchtlingsarbeit. Ganz offiziell. Sie sitzen im Büro der Flüchtlingsunterkunft auf einem alten Fabrikgelände. Früher wurden hier Geldautomaten zusammengebaut. Mit den Sicherheitswesten über dem Uniformhemd sehen die beiden aus, als würden sie zehn Kilo mehr wiegen.
Der Landkreis Karlsruhe ist in Baden-Württemberg einer mit den größten Aufnahmezahlen. Es gibt kaum eine Gemeinde ohne Gemeinschaftsunterkunft. Bruchsal selbst mit seinen 43.000 Einwohnern beherbergt derzeit 800 Flüchtlinge in drei Einrichtungen.
Die Polizisten sind regelmäßig hier, sprechen mit Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen, nicht nur dann, wenn etwas vorfällt. Gaukel ist der joviale, Scherer mit seinem kahl rasierten Schädel der strengere.
Und immer werden die Beamten gleich von einer Schar Kinder begrüßt, wenn sie auf das Gelände kommen. Sie bauen bei den Flüchtlingen erst einmal Ängste gegen Sicherheitskräfte ab. „Die haben ja oft keine guten Erfahrungen mit Uniformen gemacht“, sagt Gaukel. Auch schwierige Themen sprechen die Beamten an: Sie reden mit den Familien über häusliche Gewalt, die in Deutschland strafbar ist, und darüber, dass Kriminalität oder Vandalismus im Heim nicht geduldet werden. Wenn die Heimleitung eine Zimmerkontrolle macht, sind sie dabei.
Der Verbindungsbeamte ist keine ganz neue Einrichtung hier, schon vor zweieinhalb Jahren haben die beiden sich freiwillig gemeldet. „Das kann man nur machen, wenn man Flüchtlingen grundsätzlich positiv gegenübersteht“, sagt Ullrich Scherer. „Wir verstehen uns in dieser Aufgabe mehr als Schutzmänner, nicht so sehr als Polizisten“, ergänzt Gaukel. Soll heißen, es geht hier um Prävention und erst im zweiten Schritt um Repression. Prävention sei aufwendig, sagen die Beamten, sie spare aber später Zeit, wenn man weniger Anzeigen schreiben muss.
Als Sozialarbeiter sehen sie sich dennoch nicht. „Insgesamt fahren wir auch bei kleinen Verstößen eine Nulltoleranzstrategie“, erklären die beiden. Konsequenz, aber mit kultureller Sensibilität. „Natürlich nehme ich Rücksicht darauf, wenn eine muslimische Frau erst das Kopftuch überziehen will, bevor wir das Zimmer betreten“, sagt Scherer, „diese Zurückhaltung würde jede Deutsche ja auch erwarten, wenn sie nackt aus der Dusche kommt.“
Die Polizisten sind gleichzeitig Ansprechpartner für die Bürger. Regelmäßig schauen sie bei Nachbarn der Unterkünfte vorbei und hinterlassen ihre Visitenkarte. „Rufen Sie an, wenn irgendwas ist.“ Die beiden können ihre Arbeit in Zahlen messen. Bei derzeit 800 Flüchtlingen gerade mal 20 meist kleinere Straftaten in zweieinhalb Jahren. Die Beamten sind stolz auf diese Bilanz, wissen aber, dass es dafür mehr braucht. Die Stadt Bruchsal habe Fingerspitzengefühl bewiesen, sagen die beiden Polizisten. Bürger werden frühzeitig informiert, die Standorte für die Unterkünfte sind gut gewählt. So wie die umfunktionierte Fabrik, die an einer befahrenen Straße liegt. „Mitten drin und doch nicht ganz mitten drin“, sagt Scherer.
Nachtschicht vor dem Berliner Lageso
Ein deutsches Wort kennt fast jeder Flüchtling, der am Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) in Berlin ankommt. „Are you new? Or Termin?“, fragt Kaja Grabowski. „Yes, Termin“, antwortet der Mann. Er und seine Frau halten den etwa fünfjährigen Sohn an der Hand. „ ‚Termin‘ steht ganz groß auf den Zetteln“, sagt Kaja, sie lacht. „Das lernen die meisten hier schnell.“
Das Lageso ist die zentrale Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge in Berlin. Alle ankommenden Flüchtlinge müssen sich hier melden. Wer schon registriert ist, steht hier für Geld an oder die weitere Kostenübernahme der Unterkunft. Es ist 23 Uhr, nicht allzu kalt, aber ein dünner Nieselregen hängt in der Luft. Straße und Bürgersteig glänzen feucht. „9 Uhr“ steht auch auf dem Zettel. Weil der Andrang tagsüber so groß ist, warten viele schon nachts vorm Gelände, um morgens vorn in der Schlange zu sein.
Kaja steht seit zwölf Wochen jeden Abend vor dem Gebäude, mit einem ganzen Team aus Helfern, Fahrern und Übersetzern, darunter auch Flüchtlinge. Offizielle Ansprechpartner oder Informationen vom Lageso gibt es nicht.
Die junge Frau streicht sich die blonden kurzen Haare aus dem Gesicht. In ihre Aufgabe ist sie erst hineingeschlittert – und dann hineingewachsen: Ende August war sie eine Woche in Paris im Urlaub. Als sie ihrer Mutter von den vielen obdachlosen Flüchtlingen erzählte, sagte die: „Guck mal, was bei dir vor der Haustür los ist.“ So kam sie ans Lageso. In die Abendschicht. Tagsüber arbeitet sie in einem Marktforschungsunternehmen, nebenbei studiert sie noch.
„Das Kind kann hier nachts nicht warten“, sagt Kaja zu den Eltern, „wollt ihr einen Schlafplatz für die Nacht?“ Ahmadullah, Flüchtling aus Afghanistan, übersetzt.
Die Mutter möchte nicht. Der Gutschein für ihr Hostel ist schon seit fünf Tagen abgelaufen, erklärt sie. Deswegen müssten sie am nächsten Morgen unbedingt für eine Verlängerung drankommen. Vor allem seitdem der Flüchtlingsjunge Mohamed, der Anfang Oktober hier entführt wurde, erdrosselt aufgefunden wurde, sind die Ehrenamtlichen streng: „Kinder dürfen nicht vor dem Lageso übernachten“, erklärt Kaja noch mal, „vielleicht reicht es, wenn einer von euch hier wartet.“ Es dauert eine halbe Stunde, bis Ahmadullah die Familie überzeugt hat, sich wenigstens eine Unterkunft anzugucken. Kaja blättert in ihrem gelben Notizbuch, auf dem Cover ein Bild von Superman. Sie wählt eine Nummer, spaziert auf der Bürgersteigkante hin und her.
Es klappt. Die Frau kann mit dem Jungen im Deutschen Theater übernachten, dort sind acht Schlafplätze eingerichtet. Der Mann möchte sich ansehen, wo seine Familie unterkommt. Alle drei gehen mit einem der Fahrer zum Auto. Dann wendet sich Kaja der nächsten Gruppe zu, ein paar junge Männer sprechen bereits mit einem Übersetzer. Sie sind neu, sie wollen sich registrieren lassen. Kaja guckt in ihre Liste, zählt nach, wie viele Plätze noch in der Tanzschule frei sein müssten, die ebenfalls Schlafplätze eingerichtet hat.
Wieder geht die Tür in Wolfratshausen auf. Fuhara aus Burundi bringt ihren anderthalb Jahre alten Sohn, damit sie selbst in den Deutschkurs gehen kann. Ines Lobenstein schmatzt dem Jungen einen Kuss auf die Backe. Die Mutter strahlt. Sie sagt nicht Frau Lobenstein, sie sagt Mama Ines.
Am Nachmittag wird ihre neunjährige Tochter Myrianne zur Hausaufgabenbetreuung kommen. Auf dem Fahrrad. Wie das geht, hat sie sich bei Nachbarskindern abgeguckt, erzählt Lobenstein. Und schwimmen hat sie auch gelernt. Erst der Seepferdchenkurs bei der DLRG, dann nahm eine Wolfahrtshausener Familie Myrianne mit an den nahen Starnberger See.
„Es ist Wahnsinn, wie gut sich Fuharas Familie entwickelt hat. Aber dahinter stecken Hunderte an Stunden von drei Ehrenamtlichen“, sagt Lobenstein. Ihr Helferkreis ist inzwischen auf mehr als 100 Personen angewachsen. „Viele zwacken sich trotz Familie und Berufstätigkeit noch ein, zwei Stunden pro Woche für die Flüchtlinge ab, manche Rentner bringen sich Vollzeit ein – und das seit Monaten!“
Kölner Willkommenskultur in Helferweste
Wolfratshausen atmet nicht gerade kosmopolitisches Flair. Afrikanische oder arabische Gesichter waren bis vor Kurzem nicht zu sehen. Das hat sich rapide geändert. Menschen sind aus Nigeria gekommen, aus Afghanistan, Somalia, Syrien, inzwischen sind es insgesamt 14 Nationen. „Bei uns leben die Migranten nicht konzentriert in Großunterkünften oder Turnhallen, sondern auf rund 20 Häuser verteilt mitten unter den Alteingesessenen“, erklärt Gisela Weber.
„Welcome in Cologne!“, ruft Axel Vogel in holprigem Englisch am Gleis eins. Gerade ist der Zug aus Passau in den Bahnhof des Flughafens Köln/Bonn eingefahren. 682 Flüchtlinge, ein Drittel davon Kinder, 20 Säuglinge, vier Schwangere –Axel Vogel hat die Fakten parat. Er ist aufgeregt, auch wenn das schon sein 15. Zug ist.
Der 58-Jährige mit kurzen grauen Haaren und Schnauzbart trägt eine blaue Weste – das Erkennungszeichen der freiwilligen Helfer. Die Taschen sind voll mit Süßigkeiten – Schokoriegel, Bonbons, Gummibärchen. Axel Vogel geht in die Knie, hält einem schmalen Jungen einen Riegel hin. Der Junge zögert erst, dann greift er lächelnd zu. „Das Größte ist, wenn die Kinder zurücklächeln. Das ist unsere Zukunft“, sagt Vogel.
Bei jedem Zug ist er im Einsatz, unermüdlich, seit fünf Wochen. Mehr als 11.000 Flüchtlinge sind seitdem an der Drehscheibe angekommen, so heißt die neue Verteilstation am Flughafen Köln/Bonn – neben Düsseldorf die größte in Nordrhein-Westfalen. Von hier aus werden die Flüchtlinge auf verschiedene Unterkünfte verteilt.
In den ersten Wochen wusste keiner, wann die Züge genau eintreffen. Bis tief in die Nacht warteten die Freiwilligen, es war nervtötend. Aber so jemand wie Axel Vogel hat Zeit. Über Jahrzehnte war er in der Jugendhilfe tätig, dann wurde er herzkrank, musste seinen Beruf aufgeben. „Ich wollte zu Hause nicht in Lethargie versinken“, erzählt er. „Ich habe einfach die Not gesehen und wollte helfen.“
Die Motive, sich für Flüchtlinge zu engagieren, sind so unterschiedlich wie die Menschen, die sich weiterhin bei Initiativen melden, sagt eine Studie, die im Frühjahr dieses Jahres erschien. Olaf Kleist vom Refugee Studies Centre der Universität Oxford ist einer der Autoren. Der Politikwissenschaftler ist optimistisch, dass den Ehrenamtlichen der Atem nicht so schnell ausgehen wird. „Ich würde nicht sagen, dass wir den Höhepunkt erreicht haben“, sagt er. Aber er warnt: „Wir müssen aufpassen, dass fundamentale staatliche Aufgaben nicht an Ehrenamtliche ausgelagert werden.“ Konkret meint er Sprachunterricht, Essen, Medizin und Unterkünfte, die an vielen Stellen von Freiwilligen organisiert werden. „Wenn deren Arbeit ausgenutzt und nicht ernst genommen wird, frustriert das.“
Also: Schaffen wir das?
Für Gisela Weber in Wolfratshausen ist das keine Frage. „Aber ich denke an Zeiträume von fünf, zehn oder mehr Jahren.“
Kaja Grabowski in Berlin erzählt, neulich passte nach einer langen Nacht vor dem Lageso ihr Schlüssel nicht mehr ins Wohnungsschloss. Sie probierte einen anderen aus. „Obwohl ich ja wusste, dass das der Haustürschlüssel von unten ist.“ Der passte auch nicht. „Mein Telefon war leer, ich konnte niemanden anrufen, mir war nur noch zum Heulen“, sagt sie. Dann fiel ihr auf, dass sie in der zweiten und nicht in der vierten Etage stand. „War gar nicht meine Tür. Ich bin irgendwie schon gehirnlos.“
Die beiden Polizisten Scherer und Gaukel in Bruchsal winken ab, wenn sie hören, was der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft Rainer Wendt von sich gibt. Machtkämpfe unter Flüchtlingen oder kriminelle Strukturen? Nicht bei ihnen. Sie halten auch nichts davon, wenn die Politik ständig darüber diskutiert, wann die Grenzen der Belastung erreicht seien. „Das hilft uns vor Ort nicht weiter.“
Hinter den Parkhäusern des Flughafens Köln/Bonn stehen ein Dutzend weiße Zelte, warme Luft dampft in die kalte Nacht. Die Flüchtlinge aus dem Passauer Zug haben Essen und Kleidung bekommen, sie wurden medizinisch versorgt. Nun startet der letzte Bus in Richtung Erstaufnahme, ins Bergische Land. Die Passagiere blicken müde durch die Scheiben. Ein Mädchen winkt den Freiwilligen zu. Axel Vogel winkt zurück. Vor drei Stunden auf dem Gleis trug sie Ballerinaschläppchen, ohne Socken. Es wird ihn noch länger beschäftigen, ob das Mädchen warme Schuhe bekommen hat. Aber der nächste Zug kommt bestimmt. Da will Axel Vogel es noch besser machen.
Margarete Moulin ist taz-Korrespondentin in München, Claudia Hennen in Nordrhein-Westfalen, und Benno Stieber ist für Baden-Württemberg zuständig. Uta Schleiermacher ist taz-Autorin in Berlin
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen