Die Kritik: Der Graffiti-Effekt
WAS SAGT UNS DAS?Unangenehme Überraschung: Eine Künstlergruppe schmuggelte politische Statements in die US-Serie „Homeland“
Damit hatte wohl keiner gerechnet: Da erdreistete sich das Team, das man doch nur zum Dekorieren der Szene gebucht hatte, in die US-Serie „Homeland“ politische Statements einzuschmuggeln. Und das auch noch über Graffiti. Wie subversiv! Dabei wollten die Macher der Quoten-Hit- und An-die-Couch-fessel-Serie ja eigentlich, dass das im Studio Babelsberg kreierte syrische Flüchtlingscamp möglichst authentisch wirkt. Da dürfen mit leichter Hand an schroffe Steine geworfene Sprüche in exotischen arabischen Schriftzeichen nicht fehlen – is klar.
Gerade diese leicht arrogante Top-down-Perspektive der Macher ist ironischerweise das, was die Künstlergruppe um Heba Amin auch kritisiert: „Homeland ist rassistisch“, steht da beispielsweise, oder auch: „Homeland ist ein Witz, aber wir können nicht darüber lachen.“ Die Künstler, die sich offiziell „The Arabian Street Artists“ nennen, veröffentlichten im Netz eine Stellungnahme, in der sie erklärten, dass ihnen bei der Erstellung der Botschaften vom Set-Design-Team freie Hand (im wahrsten Sinne …) gelassen wurde und sich niemand darum kümmerte, was die Sprüche eigentlich bedeuteten.
Wahrscheinlich sprach am Set sowieso niemand Arabisch. Es ist vor allem die reduzierte und undifferenzierte Darstellung der in der Serie meist als Terroristen Abgestempelten, um die es den Aktivisten geht. Da stellt sich die Frage, ob es nicht besser gewesen wäre, schon beim Gestaltungsprozess der Serie alle Akteure mitreden zu lassen, um genau die Diskussion über Stereotypisierung zu vermeiden, die nun leider nur über die Kunstsabotage ihren Weg an die Öffentlichkeit findet. tatjana kennedy
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