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Abtreibungsgegner in den USAProbleme mit der Superhelden-Idee

Erbittert und emotional: In den USA streiten sich Abtreibungsgegner und -befürworter. Was das mit Waffen zu tun hat, zeigt Trevor Noah.

Unnachgiebig: Abtreibungsgegner in Philadelphia im Juli 2015. Foto: ap

Berlin taz | „Pro Life“ oder „Pro Choice“ – das ist in den USA eine Glaubensfrage wie „Demokrat“ oder „Republikaner“, „Waffenbefürworter“ oder „Waffengegner“. Man ist für das Recht auf Selbstbestimmung und Abtreibung oder strikt dagegen, einen Graubereich gibt es nicht.

Seit Wochen wird diese ideologische Frage in den USA wieder einmal hitzig debattiert. Auslöser ist ein Streit um die Organisation “Planned Parenthood“. Sie bietet Gesundheitsberatung für Frauen an und nimmt auch Abtreibungen vor. Für die Organisation werden im US-Haushalt stets Gelder bereitgestellt, die Republikaner wollen das für den kommenden Haushalt, der derzeit verhandelt wird, verhindern. Die Organisation verwendet nach eigenen Angaben zwar keine Gelder aus Bundesmitteln für Abtreibungen, dass ist hartnäckigen „Pro Life“-Befürwortern aber herzlich egal.

Zumal sie sich jüngst durch Videos bestärkt sehen, die angeblich belegen sollen, dass „Planned Parenthood“ Gewebe abgetriebener Föten verkauft. Die Einrichtung hat das entschieden zurückgewiesen und sagt, die Videos seien von Abtreibungsgegner manipuliert. Tiefer könnten die Gräben nicht sein. Über diese Debatte ist der Republikaner John Boehner, Präsident das Repräsentantenhauses, gestolpert. Er wird von seiner mächtigen Funktion im US-Kongress Ende des Monats zurücktreten.

Wie man die Erzkonservativen und ihre Argumentationen entlarven kann, zeigte Trevor Noah. Er sorgte Anfang der Woche in der „The Daily Show“ für einen ersten ganz starken Moment in der Sendung, die er von der Linken-Ikone Jon Stewart übernommen hat: Noah setzte den Streit um „Planned Parenthood“ ins Verhältnis zu der Waffengewalt im Land.

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Trevor Noah über Waffengewalt

Ein schwarzer Mann in einem Anzug hebt den Zeigefinger, neben ihm ein Bild von Jeb Bush
Ein schwarzer Mann in einem Anzug hebt den Zeigefinger, neben ihm ein Bild von Jeb Bush

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In der vergangenen Woche hatte ein Amokläufer an einem College in Oregon neun Menschen getötet und neun verletzt, bevor sich der 26-Jährige selbst tötete. Nun sind Konservative in den USA oftmals nicht nur Abtreibungsgegner, sondern auch Waffenbefürworter. Striktere Waffengesetze, um solche Schießereien und die vielen Toten zu verhindern? Nicht doch.

Jeb Bush, großer Bruder von George W. Bush und eigentlich im Ruf stehend, schlauer zu sein als der Ex-Präsident, betrachtete den jüngsten Amokauf so: „Passt auf, Dinge passieren... Krisen gibt es immer.“ Gleichzeitig ist Bush, Anwärter der Republikaner auf die Präsidentschaftskandidatur der Partei, natürlich „Pro Life“. Das ungeborene Leben gilt dort als das absolut schützenswerteste überhaupt.

Trevor Noah sieht es so: Wer wirklich „Pro Life“ ist, sollte doch auch „Pro Life“ sein, wenn es um die Menschen geht, die schon auf der Welt sind. Was könnte es für eine Bewegung werden, fragt sich Noah, wenn alle fanatischen „Pro Life“-Anhänger wirklich für das Leben eintreten würden – dann wäre das mit den strikteren Waffengesetzen wohl kein großes Problem mehr.

„Die Menge an Leben, die sie (die Republikaner) retten könnten, würde Superhelden-Niveau erreichen“, sagt Trevor. Es ist nicht zu erwarten, dass die republikanischen Präsidentschaftskandidaten Trevors Superhelden-Idee folgen werden.

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3 Kommentare

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  • Der erste Satz dieses Textes ist Quatsch. Wenn "Selbstbestimmung" wirklich eine "Glaubensfrage" wäre in den USA (und anderswo), dann müssten die, die für Waffenfreiheit eintreten, auch an die Selbstbestimmung von Frauen glauben, abzutreiben. Und zwar nicht nur bis zum dritten Monat, sondern so lange, wie das Leben in deren Bauch noch nicht in der Lage ist, selbst zu bestimmen über seine Existenz. Umgekehrt aber müssten Frauen, die es für ihr gutes Selbstbestimmungsrecht halten, potentielle Menschen aufgrund unpassender Umstände abzutreiben, den Waffennarren zumindest das Recht einräumen, selber zu bestimmen, ob ein Mensch, der ihnen grade nicht gut in den Kram passt, es wert ist zu leben oder nicht.

     

    Nein, sie glauben nicht an die Selbstbestimmung. Sie glauben nicht einmal an das Leben, diese Leute. Sie glauben daran, dass sie im Recht sein müssen. Und zwar allein. Unabhängig davon, was genau sie grade für geboten halten. Das einzige Prinzip, das sie kennen und unter allen Umständen beachtet wissen wollen, ist ihr persönlicher Wille. Ich! Will!! Das!!! Deswegen fehlen auch die "Graubereiche": Es ist Egoisten aller Art völlig unmöglich, anderen auch nur einen kleinen Schritt entgegen zu kommen. Das, würde sie nämlich gefühlt zehn Meilen von sich und ihren Überzeugungen entfernen. Und diese Entfernung wollen sie ganz einfach nicht riskieren. Sie fürchten wohl, den Weg zurück im Zweifel nicht zu finden und dann nicht mehr zu wissen, wer sie sind.

     

    Das kommt davon, wenn man den Leuten gehirnwäscheartig einredet, sie müssten sich suchen mit Hilfe der Konsumgüterindustrie, der Politik oder der Lifestyle-Gurus. Wenn sie dann endlich glauben, sich gefunden zu haben, die Follower, dann müssen sie sich dringend einzementieren. Wenn schon nicht mit dem Bart in einem Stein, dann doch wenigstens mit ihrem Hintern auf einem Stuhl, mit Ihren Füßen auf der Straße oder mit ihren Händen an einem Transparent bzw. an der Knarre.

  • In modernen, aufgeklärten Zeiten, wo sichere Verhütungsmittel so erhätlich sind wie Kaugummi, noch an einem Relikt vorzivilisatorischer Geburtenkontrolle festzuhalten, ist rational nicht nachvollziehbar.

  • "Unnachgiebig: Abtreibungsgegner in Philadelphia im Juli 2015."

     

    Sind die Abtreibungsbefürworter etwa nachgiebiger?