Klüngel mit dem Junior:
Das bleibt dann in der Familie

Studie Viele Universitäten berufen bevorzugt eigene Mitarbeiter auf Juniorprofessuren

„Praxis tut nichts für die Bestenauswahl“

HRK-Präsident Horst Hippler

BERLIN taz | Ende dreißig und immer nur Kettenverträge: Auf dem Weg zum eigenen Lehrstuhl nehmen viele Nachwuchswissenschaftler jahrelang prekäre Verhältnisse in Kauf. 4 von 5 Mitarbeitern an deutschen Hochschulen haben nur eine befristete Stelle. Im Schnitt erhalten Professoren erst mit 41 Jahren ihren Titel. Bisschen alt für eine Nachwuchsnation, oder?

Als Wunderwaffe gegen Selbstausbeutung und ein solch hohes Berufungsalter setzen die Unis zunehmend auf Ju­nior­professuren, die Forschern auch ohne Habilitation ein eigenes Forschungsgebiet ermöglichen. Eine neue Studie zeigt: Statistisch besonders häufig wird mit diesen Professuren der eigene Nachwuchs versorgt. Zu diesem Ergebnis kommen die Autoren der Studie „Berufungspraxis bei Juniorprofessuren“, die am Montag von der Jungen Akademie vorgestellt wurde – ihrerseits ein Verbund junger Nachwuchswissenschaftler.

Demnach bestehen an manchen Unis ein Viertel aller Professorenstellen aus Juniorprofessuren. Die Autoren der Studie begrüßen diese Entwicklung, bemängeln aber gleichzeitig das intransparente und uneinheitliche Berufungsverfahren. Einzelne Hochschulen, so zeigt der Blick auf 52 der 107 deutschen Universitäten, stellen offenbar am liebsten den eigenen Nachwuchs an. So ist an der TU Kaiserslautern und an der Universität Mannheim jeder dritte Juniorprofessor ein Eigengewächs.

„Ich halte das für ein Riesenproblem“, sagt Professor Moritz Schularick, einer der Autoren der Studie. „Wenn die Lehrstuhlinhaber ihre Promovierenden in die Juniorprofessur hieven, dann bekommen sie sicher nicht den besten Forscher auf diese Stelle.“ Diese Einschätzung teilt auch die Hochschulrektorenkonferenz. „Diese Praxis tut nichts für die Bestenauswahl“, sagt deren Präsident Horst Hippler. „Zumindest die Post-Doc-Phase sollten junge Wissenschaftler woanders leisten.“

Das geht den Autoren der Studie nicht weit genug. Sie fordern ein generelles Hausberufungsverbot. Bisher verbieten sieben Bundesländer in bestimmten Fällen die Berufung von Mitarbeitern, die bereits an der Uni angestellt sind. Wer zwei oder drei Jahre woanders gearbeitet hat, kann hingegen einen Ruf erhalten. Um die Arbeitsbedingungen von Wissenschaftlern generell zu verbessern, will Bildungsministerin Johanna Wanka (CDU) nun mehr Lebenszeit-Professuren schaffen. Ab 2017 steht dafür 1 Milliarde Euro bereit. Ralf Pauli