Ist das schön?

FLUSSDer Umbau der Panke ist beschlossene Sache. Gestritten wird um das Wie. Weil für die Renaturierung auf 18 Kilometern 1.200 Bäume gefällt werden müssen, hat der Bezirk Pankow vorerst die Notbremse gezogen. Naturschützer aber befürworten das Vorhaben

Idyllisch schlängelt sich die Panke durch den Schlosspark Schönhausen. Was wie Natur aussieht, ist ihre Romantisierung nach dem Umbau von Lenné aus dem Jahre 1831 Foto: Lia Darjes

Von Uwe Rada

Die einen wollen die idyllischen Flusswindungen behalten, andere beklagen, dass 1.200 Bäume fallen sollen. Nachdem die Senatsverwaltung für Stadt­entwicklung und Umwelt im Juli die Pläne für den Umbau der Panke ausgelegt hat, hat der Bezirk Pankow vorerst die Notbremse gezogen – und das Vorhaben abgelehnt.

„Wir hätten sagen können, im Grundsatz ist das richtig, an manchen Stellen gibt es Gesprächsbedarf“, sagt Pankows Stadtrat für Stadtentwicklung, Jens-Holger Kirchner. Dann aber hätte sich der Senat über die Bedenken hinweggesetzt. „Wenn wir aber ablehnen, dann muss man mit uns verhandeln.“

Seitdem die EU im Jahre 2000 ihre Wasserrahmenrichtlinie veröffentlichte, ist der Umbau der Panke beschlossene Sache. Brandenburg und Berlin haben sich darauf verständigt, das 30 Kilometer lange Flüsschen in einen „guten ökologischen Zustand zu bringen“.

Es ist eine gewaltige Aufgabe, denn auf den 18 Flusskilometern in Berlin – sie liegen zu drei Vierteln in Pankow – ist die Panke quasi tot, teilweise eingepfercht in ein Betonbett, meist begradigt, eher Graben als Fluss. Für 27,7 Millionen Euro soll sie nun renaturiert werden und teilweise wieder mäandern dürfen. Dass dabei Bäume gefällt werden müssen, hält Katrin Koch vom Naturschutzbund Nabu für vertretbar. „Wir bekommen dafür ein in weiten Strecken naturnahes Gewässer, das wieder viel Leben beinhaltet.“

Daran zweifelt auch der Grünen-Politiker Kirchner nicht. Für ihn geht es um eine Detailabstimmung. So will er etwa die Mäander, die es im Pankower Bürgerpark geben soll, weiter in Richtung Mitte entstehen lassen. „Da stehen nicht so viele Bäume im Weg“, sagt er. Außerdem würde damit den Einwänden des Denkmalschutzes Rechnung getragen, denn der Park ist unter Schutz gestellt.

Kritik gibt es auch an den geplanten Mäandern und der Schaffung einer Flussinsel im Schlosspark Schönhausen. Dort schlängelt sich die Panke hübsch durch den Park. Doch Natur ist das nicht, eher die romantisierende Vorstellung davon. Gebaut wurde der Park von 1829 bis 1832 nach Entwürfen von Peter Joseph Lenné. „Die Natur hat Vorrang“, hält Koch den Kritikern entgegen. Man dürfe nicht das Erholungsbedürfnis des Menschen gegen die Renaturierung der Panke in Stellung bringen.

In einer Erörterungsveranstaltung wollen Bezirk und Senat nun die strittigen Punkte besprechen. In drei Jahren soll der Umbau begonnen werden. Scheitert das, droht Berlin eine saftige Strafe aus Brüssel.

Welche Panke soll es sein? Eine Erkundung und ein Rückblick SEITE 44, 45