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Wer ist eigentlich Violetta?

Kreisch Mit „Violetta“ hat Disney einen Erfolg gelandet. Kinder und Teenager weltweit schwärmen für die Musikserie. Amalia Sterngast ist 10 Jahre alt, sie war auf dem Konzert in Berlin und erzählt, was es damit auf sich hat

Martina Stoessel als „Violetta“ in Berlin Foto: Ben Kriemann/Pop-Eye

von Amalia Sterngast

Das Konzert ist ausverkauft. 12.500 Menschen sind in der Mercedes-Benz Arena in Berlin, Kinder mit ihren Eltern. Fast alle Mädchen haben Violetta-T-Shirts an. Es gibt auch ein paar Jungs, natürlich ohne Violetta-T-Shirts. Im Fahrstuhl nach oben ist ein Mädchen im Rollstuhl, mit ihrer Schwester und ihrer Oma. Sie hat Violetta-Sticker auf die Räder ihres Rollstuhls geklebt. Die Halle ist voll. Wir sitzen auf der rechten Seite und haben einen guten Platz. Wow, diese Violetta-Fahnen sind echt teuer. Ich habe mir eine für 10 Euro gekauft. Als es losgeht, merke ich, dass Francesca gar nicht dabei ist. Francesca ist eine der Hauptfiguren von „Violetta“. Alles ist anders, als ich es mir vorgestellt habe.

„Violetta“ ist eine Telenovela aus Argentinien, die in Buenos Aires spielt. Dort geht es um das Leben von einem 16-jährigen Mädchen, ihr Name ist Vio­letta. Ihr Vater Gérman ist Ingenieur, und Violettas Mutter ist gestorben, als sie noch ein Baby war. Violetta ist seit dem Tod ihrer Mutter sehr traurig. Weil ihr Vater Ingenieur ist, musste Violetta mit ihm immer umherreisen. Sie haben auch in Spanien gelebt. Als ihr Vater und sie nach Buenos Aires ziehen und Violetta durch Zufall ins Studio 21 kommt, entdeckt sie ihr Talent zum Singen. Das Studio 21 ändert später seinen Namen in Studio On Beat. Es ist so ähnlich wie eine Musik- und Tanzschule.

Die Serie gibt es seit 2012, damals konnte man sie auf dem Disney Channel in Lateinamerika und Italien sehen. Bald darauf wurde sie in Brasilien, Frankreich, Israel und Spanien ausgestrahlt. Die Schauspieler kommen aus verschiedenen Ländern. Die drei Haupdarsteller Jorge Blanco (Leon), Martina Stoessel (Violetta) und Diego Dominguez (Diego) sind aus Mexiko, Argentinien und Spanien. Lodovico Comello (Francesca) kommt aus Italien, auch in der Serie spielt sie eine Italienerin. Beim Kucken merkt man es nicht, weil die Serie auf Deutsch synchronisiert ist. Es gibt 240 Episoden in drei Staffeln. Die erste gibt es mittlerweile auf DVD.

Am besten gefällt mir an Violetta, wie sie singt. Im Studio On Beat wird viel gesungen, und die Schüler haben oft Auftritte. Im März habe ich erfahren, dass Vio­letta und die anderen Hauptfiguren in Deutschland auf Tournee gehen und sogar nach Berlin kommen. Es gibt CDs mit den Liedern, die man in der Serie hören kann. Im Konzert sind die Melodien manchmal anders, und man merkt, dass live gesungen wird.

Die Bühne hat drei Ebenen. Die unterste ist am breitesten, und auf der obersten spielt eine Band, die man aber nicht immer sehen kann. Es sind fünf Musiker, zwei spielen E-Gitarre, einer spielt Bass, einer Keyboard und Schlagzeug. Die Musik mancher Lieder kommt vom Band. Es gibt sehr viele gut gemachte Effekte. Bei einigen Liedern fliegen Flammenbälle vor der Bühne in die Luft, bei anderen kommt Nebel aus dem Boden.

Alle singen und tanzen

Die Tour ging von Januar bis März durch Spanien, Portugal, Italien, Frankreich, Holland Belgien, Schweiz, Deutschland und Polen. Dabei hat „Violetta“ 24 Städte besucht. Seit August ist „Violetta“ wieder auf Tour in Europa – Polen, Ungarn, Österreich, Rumänien, Italien, Frankreich, Belgien und Deutschland. Nach Berlin wird es Konzerte in Oberhausen, Köln, Hamburg und Frankfurt geben.

Die Schauspieler haben ein bisschen Deutsch gelernt, ihre Outfits sind sehr unterschiedlich. Alle singen und tanzen sehr gut. Der Hintergrund ist mit Computeranimationen sehr gut und passend zu den Songs gestaltet. Alles ist gut organisiert, nichts läuft schief. Keiner fällt beim Tanzen hin und niemand singt falsch. Mir wird erst im Konzert klar, dass ich das jetzt alles live sehe.

Martina Stoessel ist wie in der Serie die wichtigste Figur auf der Bühne, aber auch Diego und Leon sind oft zu hören. Martina Stoessel war 15, als die erste Staffel der Serie aufgenommen wurde, im März wird sie 19. Im echten Leben sind Diego und Angie zusammen. Angie ist die Tante und Lehrerin von Violetta. Wenn sich Diego und Angie auch im echten Leben so anziehen wie im Fernsehen, passen sie nicht gut zusammen.

Violetta ist eine Figur, die immer vor Entscheidungen steht. Doch sich immer entscheiden zu müssen fällt ihr sehr schwer. In der ersten Staffel zum Beispiel musste sie sich zwischen zwei Jungs entscheiden, die sie liebte. Außerdem musste sie sich überlegen, ob sie ihrem Vater die Wahrheit sagen soll. Denn am Anfang ging sie heimlich in die Musikschule. Ich finde es spannend, dass es immer wieder Wendungen gibt. Es dreht sich auch nicht immer alles um Violetta. Bei ihrem Vater fängt auch eine Liebesgeschichte an.

Der Moderator fordert alle auf, so laut zu schreien, wie sie können. Später habe ich Kopfweh davon bekommen

Während des Konzertes sagen Leon und Violetta auf Deutsch: „Ich liebe dich.“ Dann küssen sie sich. In der Serie liebt Violetta Pastellfarben, Leon hingegen liebt karierte Hemden. Ich finde aber, dass sich Lara, die Mechanikerin und Freundin von Leon, der Motocross fährt, am coolsten anzieht. Sie hat fast immer eine Latzhose an. Während des Konzerts wechselt Martina Stoessel 13 Mal ihr Kostüm und 11 Mal ihre Schuhe. Aber wen interessiert das.

Bei einem Lied gegen Ende erklärt Violetta, dass alle auf ihren Handys das Licht anmachen sollen. Dann filmt die Kamera das, und das Bild wird auf der Bühne gezeigt.

Am Ende singt Violetta „Te creo“ und schwebt in einem Stern übers Publikum. Das ist die erste Zugabe. Dann singt Violetta „Let it go“ aus dem Film „Die Eiskönigin“ auf Spanisch. Der Moderator fordert alle auf, so laut zu schreien, wie sie können. Später habe ich Kopfweh davon bekommen.

Beim größten Hit von „Violetta“, dem Anfangslied „En mi mundo“, werden lilafarbene Papierherzen in die Luft geschossen. Sie fallen von oben aufs Publikum. Es wird ein Geburtstagslied für Diego gesungen und eine Torte gebracht.

Am Ende weint ein Mädchen hinter mir, weil das Konzert schon vorbei ist.

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