Des Kinos Kern

FILM-ORIGINAL Zu Ehren des verstorbenen Regisseurs und Schauspielers Peter Kern zeigen zwei Hamburger Kinos jetzt drei seiner Filme

Sehr, sehr eigenwillig: Der Regisseur und Schauspieler Peter Kern starb am 26. August Foto: dpa

Im Kino kann man dem Tod bei der Arbeit zuschauen. Und das besonders anschaulich, wenn ein Schauspieler oder Regisseur stirbt –und man seine Arbeiten mit anderen Augen sieht. Das Fernsehen ändert dann auch mal kurzfristig das Programm, manchmal laufen dann noch am Tag der Todesnachricht die ersten Filme in Erinnerung an den Verstorbenen. Im Kino dauert die Organisation solch einer Hommage etwas länger, und so würdigen in Hamburg erst in dieser Woche drei seiner Filme den Ende August in Wien verstorbenen Peter Kern.

Kern, Jahrgang 1949, war eines der wenigen verbliebenen Originale des deutschsprachigen Films. Es klingt wie ein Klischee, aber tatsächlich war Kern ein Wiener Sängerknabe. Er spielte in Hans-Jürgen Syberbergs „Ludwig“, in „Falsche Bewegung“ von Wim Wenders und in „Malina“ von Werner Schroe­ter. Prägend war aber Rainer Werner Fassbinder, zu dessen Künstlerfamilie Kern einige Jahre gehörte und in dessen Filmen wie „Faustrecht der Freiheit“ er zu sehen ist. Fassbinders Spitzname für den schwergewichtigen Wiener war „Paula“, und diesen Namen trug er später auch in seiner Rolle in Helmut Dietls Fernsehserie „Kir Royal“ –näher als da war Kern wohl nie am Mainstream.

Denn Kern, der sich offen zu seiner Homosexualität bekannte, als das noch ein mutiger Schritt war, gehörte zur schwulen Subkultur. Da ist es vielleicht folgerichtig, wenn das Hamburger Metropolis-Kino als Beispiel für Kerns Schauspiel die deftig-kitschige Komödie „Flammende Herzen“ von Walter Bockmeyer zeigt (Sa, 17. 10.): Darin gab er 1978 einen Bayern in New York und sang „Wenn die Kornblumen blüh'n“ im Duett mit Barbara Valentin.

Ebenfalls ab 1978 war er auch selbst Filmemacher. Kern setzte auf ein rigoros subjektives Kino und wollte dabei keine Rücksicht nehmen müssen auf Fernsehredakteure oder Fördergremien. In der Folge produzierte er seine Dokumentationen und Spielfilme mit sehr wenig Geld, was man ihnen auch ansieht, ihnen aber nicht schadet.

„Hab ich nur Deine Liebe“ (Sa, 17. 10., Metropolis) drehte er 1988 in Hamburg. Darin erzählte er bemerkenswert früh, lange vor dem World Wide Web, von einem Computer-Nerd, der süchtig ist nach Oper und nach Pornos, bis ihm eine Frau vor das Auto läuft, deren Zärtlichkeit ihn aus der Bahn wirft.

Kern machte bis zuletzt in fast jedem Jahr einen dieser kleinen, sehr eigenwilligen Filme, für die er selten einen Verleiher fand und die auch nicht im Fernsehen liefen. Ein Beispiel dafür ist „Blutsfreundschaft“ (Di, 20. 10., B-Movie) aus dem Jahr 2009: Darin ließ er den bereits 80-jährigen Helmut Berger den schwulen Betreiber eines Waschsalons spielen, in dessen Etablissement sich ein schöner 16-jähriger Knabe flüchtet, der von Neonazis bedroht wird. So ging es zu in Kerns Kino. HIP