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Scholz macht eine Rechnung auf

Olympia Die Spiele 2012, für die sich Hamburg bewerben will, könnten über 11 Milliarden Euro kosten

Aus Hamburg Sven-Michael Veit

Für schlappe 6 Milliarden Euro könnte Deutschland 2024 Olympische Sommerspiele in Hamburg veranstalten. Die Hansestadt selbst ist bereit, weitere rund 1,2 Milliarden Euro beizusteuern. „Das ist die Summe, die Hamburg stemmen kann“, ­erklärte Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) am Donnerstag im Hamburger Rathaus bei der ­Präsentation des Finanzkonzepts für die Spiele. Den Rest müsse der Bund tragen, mit dem die Stadt noch in Verhandlungen sei. Aber Scholz ließ durchblicken, dass er auch vor dem spitzen Stift von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) keine übermäßigen Respekt habe: „Wir haben sehr genau gerechnet. Ich denke nicht, dass jemand uns eine andere Rechnung aufmachen kann.“

Sollte der Bund nicht die mindestens 6 Milliarden Euro beisteuern, würde sich Hamburg zurückziehen. „Ich würde keine Bewerbung abgeben, die die Finanzkraft der Stadt überfordert“, stellte Scholz ultimativ klar. Wenn Hamburg vom Internationalen Olympischen Komittee (IOC) Ende 2017 den Zuschlag erhalte, könne die Stadt in den folgenden sechs Jahren jeweils 200 Millionen Euro aus dem Haushalt aufbringen - mehr nicht. „Es gilt die Schuldenbremse“, stellte Scholz klar, „und es wird für Olympia an keiner anderen Stelle in Hamburg gespart werden.“

Alles in allem sollen die Olympischen sowie die nachfolgenden Paralympischen Spiele 11,2 Milliarden Euro kosten. Bei erhofften Erlösen von 3,8 Milliarden Euro aus Zuschüssen des IOC sowie aus Ticketverkäufen, Werbung und dem anschließenden Verkauf von olympischen Grundstücken und Gebäuden bleibt eine Summe von etwa 7,2 Milliarden Euro übrig, die die Steuerzahler zu tragen hätten.

Der Hamburger Landesrechnungshof hatte im September hingegen vor „erheblichen finanziellen Risiken der Olympiabewerbung“ gewarnt. Im Hinblick auf die Volksabstimmung über die Olympiabewerbung am 29. November gebe es ein Dilemma: Die Kosten für die Errichtung der Spielstätten und der Infrastruktur könnten bis dahin noch nicht realistisch abgeschätzt werden. „Es bestehen erhebliche Planungs- und typische Kostensteigerungsrisiken. Für eine unwiderrufliche Entscheidung ist es daher noch zu früh“, rügten die obersten Rechnungsprüfer.

Das Referendum wird dennoch stattfinden, und spätestens dann wird sich zeigen, ob die HamburgerInnen Scholz’ Finanzkonzept für glaubwürdig und realistisch halten. Am selben Tag wird auch in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt Kiel abgestimmt, wo die Segelwettbewerbe stattfinden sollen.

Diese sollen nach den ebenfalls am Donnerstag vorgestellten Berechnungen 146 Millio­nen Euro kosten. Die Stadt müsste davon maximal 41 Millionen Euro tragen. Die Kieler rechnen zudem mit knapp 100 Millionen Euro an privaten Investitionen für Hotels, Segeldorf und Segelcampus im Stadtteil Schilksee an der Ostsee.

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