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THEATER

TheaterEsther Slevogtbetrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Was Computerspiele können, sollte das Theater auch können: den Zuschauer als Mitspieler gewinnen und ihn so am Fortgang der Geschichte beteiligen. Das hat sich das Performancekollektiv machina eX auf die Fahnen geschrieben und orientiert sich bei der Entwicklung seiner Stücke erfolgreich an Erzählweisen von Computerspielen. Im HAU ist seit dem 7. Oktober das neueste interaktive Theaterspiel der Truppe zu sehen, das in Kooperation mit dem preisgekrönten Gamedesigner Martin Ganteföhr entstand, u. a. Mitbegründer des ersten deutschen Entwicklungsstudios für Adventure-Games, „House of Tales Entertainment“. Für das Stück „TOXIK“ hat er nun am Bau alptraumhafter Welten mitgewirkt, in der Verbrechen geschehen, an deren Aufklärung auch die Zuschauer mitwirken sollen (HAU 3: „TOXIK“, 9.–14. 10., jeweils 19 und 21 Uhr).

Ebenfalls im HAU ist am11. Oktober der Abschluss der legendären Theaterserie des Nature Theater of Oklahoma „Life and Times“ zusehen. Ursprünglich sollte das Wiener Burgtheater die Episoden 7, 8 und 9 für die Bühne produzieren. Doch ging das Projekt im Strudel des Finanzskandals um den 2014 zurückgetretenen Burgtheaterdirektor Matthias Hartmann unter. Als Koproduktion mit dem Festival „Steirischer Herbst“ wurden die letzten drei Folgen als kongeniales Film-Theater-Projekt realisiert. Im HAU findet nun die Deutschland-Premiere des 300-Minuten-Marathons statt (HAU 1: „Life & Times, Episodes 7-8-9“, 11. 10., 17 Uhr).

„Wie kann Theater Diversität gelebter Alltagsrealitäten widerspiegeln, ohne auf immer gleiche … Identitätszuweisungen zurückzugreifen, die oft Rassismus reproduzieren?“ Diese Frage treibt bereits seit einigen Jahren unterschiedlichste Theatermacherinnen und -macher um. Immer noch nicht alle, aber doch immer mehr. Staatliche Institute wie das Maxim Gorki Theater machen hier schon heftig bewusstseinsbildende Gesellschaftsarbeit. Doch dort, woher die bislang stärksten Impulse für die Diversitätsdebatten kamen, am Ballhaus Naunynstraße, wird weiter diskutiert, weil noch immer ein weiter Weg zurückzulegen ist: „Wie geht es weiter?“ ist eine prominent besetzte Diskussionsveranstaltung über (Un)sichtbarkeiten im Theater überschrieben. Auf dem Podium werden u. a. Theatertreffenjurorin Barbara Burckhardt, die Künstlerin, Gender- und Rassismusforscherin Grada Kilomba und Helge Rehders aus der Senatskanzlei für Kulturelle Angelegenheiten miteinander diskutieren – moderiert von der in London lehrenden Kulturwissenschaftlerin Onur Suzan Nobrega (Ballhaus Naunynstraße: „Wie geht es weiter?“ 12. 10., 20 Uhr).

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