: Einblick (592)
TIMO NASSERI, KÜNSTLER
taz: Welche Ausstellung in Berlin hat dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?
TN: Die Martin-Assig-Ausstellung im Haus am Waldsee. Ich mag das manische, wie er sich mit dieser Beharrlichkeit an seinen Themen abmüht und über den Prozess des „Machens“ nach Erkenntnis strebt. Dieses Streben nach dem Kern der Dinge, der am Ende doch nie benennbar ist, liegt mir sehr nah. Außerdem komme ich immer wieder bereichert aus dem Ethnologischen Museum in Dahlem. Es öffnet den Blick über das zeitgenössische Schaffen in der Stadt hinaus und man fühlt sich, als würde man eine Schatzkammer betreten.
Welches Konzert kannst du empfehlen?
Im November gibt es viele gute Konzerte: am 29. 11. Arne Jansen, der letztjährige Jazzecho-Preisträger im b-flat, mit Eric Schäfer am Schlagzeug. Unbedingt muss man auch zu Cory Henry and the Funk Apostles ins Gretchen am 25. 11., einer der fantastischsten Keyboarder. Unglaublich virtuos, seine Auftritte und Soli mit Snarky Puppy sind legendär. Am 15. 11. will ich unbedingt Derek Trucks sehen, der mit seiner Tedeschi Trucks Band im Huxleys spielt. Wie ich finde, der zurzeit spannendste Bluesrock-Gitarrist.
Welches Magazin und welches Buch begleitet dich zurzeit durch den Alltag?
Nebenbei immer wieder Gedichte von Henri Michaux, außerdem zurzeit William Falkners „Schall und Wahn“. Und gerade habe ich, zum 4. Mal, Luis-Ferdinand Celines „Reise ans Ende der Nacht“ gelesen: großartig, wütend, desillusionierend. Nach Möglichkeit keine Magazine.
Was ist dein nächstes Projekt?
Ich bin weiterhin auf der Suche nach den verlorengegangenen Buchstaben des arabischen Alphabets und versuche diese in Sternenkarten des 10. Jahrhunderts zu finden. Der erste Teil dieser Arbeit ist momentan in Hamburg bei der Galerie Sfeir-Semler zu sehen.
Timo Nasseri (geb. 1972 in Berlin) will mit seinen Skulpturen die Trennung zwischen Abstraktion und Ornament aufheben und sich dem Unendlichen annähern. Hierbei verbindet er islamische und westliche Einflüsse, die ihn sowohl biografisch als auch künstlerisch geprägt haben. Seine neuesten Arbeiten machen mathematische Theorien im Raum erfahrbar: „Nine Firmaments“ läuft aktuell bei Schleicher/Lange (s. Seite 14).
Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht dir am meisten Freude?
Musik, Rotwein, gutes Essen und mein Rotring Isograph mit weißer Tinte.
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