Das Wetter: Frankfurter Jahre:
Einmal entdeckte der bekannte Feierabendanatom Henry Baobab in seiner Bauchhöhle ein bislang gänzlich unbekanntes Organ. Es musste ungefähr die Größe einer Mandarine haben und sprach mit hessischem Akzent, was den Saterfriesen Baobab nicht schlecht erstaunte. Allerdings war das Organ nicht sonderlich redselig, es sagte bloß immer wieder: „Hau ab, du Lurch!“ Außerdem entzog es sich der Palpation, indem es ständig seine Lage wechselte. Eben noch wollte es Boabob zwischen Milz und Pankreas ertastet haben, da war es schon unter dem Rippenbogen hergeflutscht und saß plötzlich in der linken Kniekehle, wo es sich unter Absingen eines alten Frankfurter Kampftrinkerliedes in den Schlaf wiegte. Erst Jahre später, als auch Baobab nur mehr „Hau ab, du Lurch!“ von sich gab und in wirklich jeder Kneipe Sachsenhausens mit Hausverbot belegt worden war, starb das Organ unvermittelt ab und ließ Baobab mittellos in der Großstadt zurück. Zurück im Saterland, verklärte der Anatom die Frankfurter jedoch bald als seine besten Jahre. Erinnern konnte er sich allerdings gar nicht mehr daran.
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