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OFF-KINO

Off-Kino

Lars Penning

Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet

Als James Dean am 30. September 1955 bei einem Autounfall starb, war er noch nicht der Star, der er posthum wurde. Nur drei größere Kinoauftritte hatte er gehabt, seine beiden letzten Filme waren noch gar nicht angelaufen. Natürlich half der frühe Tod bei der Legendenbildung, was jedoch nicht wirklich die bis heute ungebrochene Anziehungskraft ­Deans bei erklärt. Ein Erklärungsversuch: Mitte der 1950er Jahre postulierten junge Leute erstmals allgemeingültig, was es eigentlich bedeutet, jung zu sein. James Dean passte mit seinen Filmen genau hinein. Es ging um Auflehnung gegen die etablierte Ordnung, ihre Helden sind gleichermaßen zynisch und idealistisch, dabei nicht abgeklärt, sondern hochemotional: Teenager-Rebellion in Reinkultur. Das funktioniert sogar in „East of Eden“, jenem nach einem Roman von John Steinbeck im ländlichen Amerika zur Zeit des Ersten Weltkriegs spielenden Drama, in dem zwei sehr unterschiedliche Brüder um Liebe und Anerkennung ihres Vaters ringen. Aus heutiger Sicht wirkt Deans Method-Schauspiel vor allem schwer neurotisch – ob ihm damit auch in anderen Rollen Erfolg beschieden gewesen wäre, ist Spekulation. Als Rebell mit und ohne Grund aber war er perfekt (OmU, 5. 10., 20 Uhr, Arsenal 1).

Wer von Dean nicht genug bekommen kann, dem sei auch Anton Corbijns „Life“ anempfohlen, der von der Begegnung des Schauspielers mit dem Fotografen Dennis Stock erzählt. Stock schoss mit Dean 1955 eine heute ikonografische Fotoserie für das Life Magazine, die ebenfalls nicht unwesentlich zu ­Deans Nachruhm beitrug. Im Gegensatz zum emotionalen Dean (Dane DeHaan) ist Corbijns Regiestil allerdings kühl und spröde – ein interessanter Reiz (OmU, 1.–7. 10., 18.30 Uhr & 21 Uhr Central, 17. 10., 19.30 Uhr Babylon).

1948 drehte Robert A. Stemmle in den Ruinen von Berlin seine „Berliner Ballade“, eine musikalisch-satirische Revue, die einerseits den deutschen Militarismus und seine Folgen beleuchtet und andererseits sehr spitzzüngig die Probleme der Nachkriegszeit erörtert. Viel zu essen gab es damals auch nicht, was erklärt, dass Gert Fröbe in seiner Rolle als Otto Normalverbraucher hier so mager erscheint. Der Film läuft in der Reihe „Potsdamer Gespräche 1945 – Brandenburg nach dem Krieg“, zuvor gibt es eine Podiumsdiskussion mit der Diplom-Pädagogin Katrin Hentschel und Dr. Harald Potempa vom Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, moderiert von Dr. Thomas Wer­nicke (6. 10., 18 Uhr, Filmmuseum Potsdam).

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