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Amish Kapoor und Ai Weiwei in LondonMarsch im Namen der Flüchtlinge

Der Marsch war relativ spontan geplant. Er war acht Meilen lang, fand statt im Namen der Flüchtlinge der Welt und er erregte ziemlich viel Aufsehen. Kein Wunder. Denn die Künstler Anish Kapoor und Ai Weiwei marschierten in London vorneweg.

„Wir protestieren nicht, sondern wir marschieren in Solidarität und Empathie mit den Flüchtlingen“, sagte Anish Kapoor während des Marsches. Ai Weiwei, in London zur Eröffnung seiner neuen Ausstellung in der Royal Academy of Arts, sah den Marsch als symbolisches Werk in sich selber. Und Anish Kapoor sagte dann noch über die Flüchtlinge: „Lasst sie rein und sie zu unserer Kreativität beitragen und Lösungen für unsere Probleme finden!“

Die von den beiden Künstlern geplante Route verlief bewusst mitten durch das Londoner East End, dem traditionellen Auffangbecken für Londons Migranten und Flüchtlinge. Der Marsch zog aber auch an den Zentren der britischen Macht vorbei und passierte Whitehall, das britische Parlament, den Hohen Gerichtshof, die St. Pauls Cathedral sowie die Bank of England. Beide Initiatoren, aber besonders Ai Weiwei, zeigten hin und wieder ihren Mittelfinger, eine Geste, die Ai Weiwei in ­anderen Werken zum Markenzeichen seiner selbst gemacht hat, nicht zuletzt mit einem Bild am Tiananmenplatz.

Während ihres dreistündigen Marsches wurden sie von etwa 300 Menschen begleitet, inklusive einem größeren Presseschwarm und von Familie und Freunden. Am Ziel, vor dem von Anish Kapoors entworfenen Londoner Olympiaturm in Stratford, gaben die Künstler und viele der anderen Teilnehmer von ihnen mitgebrachte Decken an eine Flüchtlingsorganisation weiter.

„Dies ist eine kreative Reaktion auf die Kreativität der Fliehenden, die kreative Lösungen von Regierungen fordert“, erklärte Kapoor. Und angesprochen auf die deutsche Aufnahme der Flüchtlinge, bemerkte Ai Weiwei, dass er nicht in London wäre, hätte sich die deutsche Öffentlichkeit und Regierung nicht für ihn eingesetzt. Daniel Zylbersztajn

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