Illegal nach Deutschland

Die Einreise per Sonderzug bleibt die große Ausnahme. In Passau fertigt die Polizei die Neuankömmlinge in Gewerbehallen ab

Die Tür nach Deutschland bleibt vorerst offen

Freie Durchreise Österreich will aus Ungarn kommende Züge vorerst nicht kontrollieren. Flüchtlinge können ungehindert nach Deutschland fahren

WIEN taz |Nur 600 Flüchtlinge trafen Dienstagvormittag mit Bussen auf dem Wiener Westbahnhof ein. Etwa 500 hatten laut Polizeiangaben auf dem Bahnhof übernachtet. Kein Vergleich mit dem vergangenen Wochenende, doch der Caritas gehen inzwischen die Lebensmittel aus. Sie bittet wieder um Sachspenden wie Obst, Studentenfutter, Kekse, Datteln, Feigen oder salzige Kekse. Auch Dolmetscher würden gebraucht.

Die ungarische Polizei bringt zwar keine Flüchtlingsgruppen mehr zur Grenze. Sie hindert aber auch niemanden, einen Zug nach Wien zu besteigen.

Österreich, so teilten dessen Behörden am Dienstag mit, verzichte weiterhin auf Kontrollen und lasse Asylsuchende auch ungehindert nach Deutschland passieren.

An der serbisch-ungarischen Grenze überwinden noch immer täglich Hunderte Flüchtlinge den Grenzzaun oder umgehen ihn zu Fuß auf den Eisenbahnschienen.

Wer von der Polizei aufgegriffen wird, kommt in das Auffanglager in Röszke. Dort probten am Montagabend mehrere Hundert Menschen den Ausbruch, wurden aber nach 15 Kilometern von der Polizei angehalten und gewarnt, dass sie ausgewiesen würden, wenn sie sich nicht registrieren ließen. 130 seien daraufhin in Busse gestiegen und nach Röszke zurückverfrachtet worden. Die übrigen marschierten unter dem Ruf „Freedom“ weiter auf der Autobahn, die daraufhin gesperrt wurde.

Dass der Umgang mit Flüchtlingen auch im Kabinett von Premier Viktor Orbán für Streit sorgt, lässt der überraschende Rücktritt von Verteidigungsminister Csaba Hende am Montag erahnen. Ungarische Medien bringen diesen Schritt mit dem geplanten Armeeeinsatz entlang des Grenzzauns in Zusammenhang. Am 15. September treten die Gesetze in Kraft, die illegale Grenzübertritte schärfer als bisher bestrafen. Gerald Tatzgern, Leiter der Abteilung gegen Menschenhandel im österreichischen Bundeskriminalamt, rechnet damit, dass die Flüchtlinge dann über Rumänien einerseits und Kroatien, Slowenien andererseits ausweichen werden. Ralf Leonhard