China

Friedenstauben fliegen ganz am Ende: China präsentiert seine Militärmacht, die anderswo Angst einjagt

Schröder statt Merkel

GÄSTELISTE Eingeladen waren fast alle zu Chinas großer Propagandaschau. Die meisten westlichen Staatschefs sagten ab. Dafür kamen Wladimir Putin und sein Freund, der deutsche Exkanzler

Kuba, Mexiko, Pakistan, Serbien und Russland schickten Soldaten zur Parade

PEKING taz | Gerhard Schröder (SPD) war bei der großen Militärparade dabei, Großbritanniens ehemaliger Premierminister Tony Blair ebenso. Als „Freunde Chinas“, wie sie sich selbst bezeichnen. An der Seite von Chinas Staatspräsident Xi Jinping stiegen zu Beginn der Feierlichkeiten am Donnerstag auch Russlands Präsident Wladimir Putin und Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye die Treppen des berühmten Tores am Platz des Himmlischen Friedens empor.

Japans rechtskonservativer Ministerpräsident Shinzo Abe hingegen hatte die Einladung ausgeschlagen mit der Begründung, die Parade habe einen antijapanischen Charakter. Die US-Regierung lehnte eine Teilnahme ebenfalls ab. Die meisten EU-Länder einigten sich darauf, lediglich Botschafter zu schicken. Als einziger ranghoher EU-Politiker reiste Tschechiens Präsident MilošZeman an. Dafür soll er von seinen EU-Kollegen nun auch gescholten werden.

Die Frage, wer an Chinas umstrittenen Militärparade anlässlich des 70. Jahrestags des Ende des Zweiten Weltkriegs teilnehmen würde und wer nicht, hatte sich im Vorfeld zu einem großen Politikum entwickelt. Rund 30 Staats- oder Regierungschefs folgten der Einladung, ebenso UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. Die meisten westlichen Länder sahen aber von einer Teilnahme auf höchster Ebene ab. Sie wollten nicht Teil einer großen Propaganda-Show sein, mit der China seine neue militärische Stärke demonstriert.

Besonders die Staatschefs von kleinen Schwellen- und Entwicklungsländern in Afrika, Zentralasien und Lateinamerika, von denen die meisten inzwischen intensive Handelsbeziehungen mit China pflegen, folgten der Einladung zur Feier in die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Kuba, Kasachs­tan, Mexiko, Pakistan, Serbien und Russland schickten sogar Soldaten, die bei der Parade mitmarschierten.

Putin dürfte Chinas Einladung besonders gern angenommen haben. Seit die USA und die EU-Staaten die russische Führung für ihre völkerrechtswidrige Annexion der Krim meiden, übt er sich im Schulterschluss mit der Volksrepublik. Der chinesischen Führung kommt dies ebenso gelegen. Wegen anhaltender Menschenrechtsverstöße steht sie ihrerseits ständig in der Kritik.

Doch nicht alle bekannten Despoten nahmen Pekings Einladung an. Nordkoreas Diktator Kim Yong Un blieb der Parade fern. Dabei ist Nordkorea neben Kuba offiziell Chinas einzig verbliebener Bruderstaat und zugleich ebenfalls mit Japan verfeindet. Doch Yong Un ist seit seinem Amtsantritt vor drei Jahren nicht einmal im Ausland gewesen. Zudem hat sich das Verhältnis zwischen Pjöngjang und Peking deutlich abgekühlt, nachdem der nordkoreanische Diktator 2013 unterirdisch eine Atombombe testen ließ. Das hatte auch Chinas Machthaber verärgert. FELIX LEE