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MUSIK

MusikThomas Mauchhört auf den Sound der Stadt

Und am Ende eines Tages ist das gute Lied eben weiter ein prima Argument. So Lieder, wie sie zum Beispiel Ryley Walker kennt. Aufs Knappste zusammengefasst, kann man den Mann aus Chicago so skizzieren: hat eine Stimme wie Tim Buckley, spielt die akustische Gitarre wie ein Bert Jansch (und wer mit Tim Buckley und Bert Jansch nicht ganz so vertraut ist, darf ruhig zu seinem besseren Seelenheil bei denen mal reinhorchen). Am Donnerstag spielt Ryley Walker im Privatclub, es wird sein erstes Berlinkonzert mit Band sein (Skalitzer Str. 85/86, 20 Uhr, 14 €). Die akustische Gitarre ist auch das Instrument von Ido Bukelman aus Israel, von dem man aber weniger Fingerpicking-Tricks erwarten sollte, sondern mehr so Free-Style-Klangerkundungen, wie sie Impro-Fachkräfte wie Marc Ribot oder Fred Frith schätzen. Bukelman ist Gast beim donnerstäglichen Jeudi Foster im Madame Claude, wo dazu Carl Stone,Pionier der Live-Computermusik, experimentieren wird (Lübbener Str. 19, 21.30 Uhr, Eintritt auf Spendenbasis).

Auch am Sonntag muss man sich schon entscheiden: Entweder zum Future Days Fest ins Urban Spree (Revaler Str. 99), das bereits ab 18 Uhr draußen im Garten mit dem Schamanen-Krautfolk von Tau lockt und ab 21 Uhr drinnen mit Mueran Humanos (das Argentinienduo in Berlin macht gepflegten Ambient-Industrial mit Popqualitäten, schön der spanische Gesang von Carmen Burguess) und Indian Jewelry (krachverhangene und stoisch dahinstolpernder Psychedelic aus Houston, Texas, prinzipiell dabei immer Rock). Oder man stellt sich am Sonntag in der Berghain-Kantine der musikalischen Extravaganz (man darf ruhig auch Wahnsinn dazu sagen) von Los Pirañas:das ist eine auf Schleudergang gebrachte Easy-Listening-Hölle, kruder Heimorgel-Surf mit Splittergitarre, durchgeknallte Psychedelic. Der neue heiße Scheiß aus Bogota, Kolumbien. So weit draußen, dass die Pirañas den finnischen Seltsam-Lounge-Aktivisten von Aavikko ihr freundliches „Hallo“ schon zuflüstern können (Rüdersdorfer Str. 70, 22 Uhr, 11,50 €).

Und noch einen ganzen Packen an prima Argumenten, also guten Liedern, ziemlich lässig und entspannt mit Folk­f­lair. Indiepop oder Indierock, wie man will. Die amerikanische Fachpresse hörte dabei auch einen Touch von Jefferson Airplane, und ich würde das um die Erinnerung an Yo La Tengo ergänzen wollen, weil Houndstooth,die Band aus Portland, einen ähnlichen Wärmestrom in ihren Liedern hat. Sie spielt am Montag im Monarch (Skalitzer Str. 134, 20 Uhr, VVK: 12 €).

Seinen Bedarf an Schönberg, Webern, Berg, Stockhausen oder auch Mahler deckt man natürlich weiterhin, bis zum 20. September, beim Musikfest Berlin (www.berlinerfestspiele.de).

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