Jeder siebte Erwachsene ist Analphabet

BILDUNG Senat steckt 11 Millionen Euro in Offensive zum Lesen- und Schreibenlernen

In Berlin ist fast jeder siebte Erwachsene von Analphabetismus betroffen. Das geht aus Zahlen der Bildungsverwaltung her, die Senatorin Sandra Scheeres (SPD) am Dienstag nach der Senatssitzung vorstellte. Diesem Missstand will Scheeres stärker als bisher begegnen. In den kommenden acht Jahren sollen dafür insgesamt 11 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Sie kommen der Senatsverwaltung zufolge aus dem Landeshaushalt und Geldern des Europäischen Sozialfonds. Im Zentrum stehen Alphabetisierungskurse bei der Volkshochschule.

Es ist das Phänomen, das unter anderem der Schriftsteller Bernhard Schlink in seinem Bestseller „Der Vorleser“ beschrieb: Menschen, die nicht oder kaum zu lesen lernten, das – oft erfolgreich – zu verheimlichen versuchen, teils durchaus an Büchern interessiert sind und sich von anderen vorlesen lassen. Scheeres berichtete von Erwachsenen, Urberlinern genauso wie Flüchtlingen, die aus diversen Gründen Analphabeten blieben: „Sie können ja nichts dafür, dass sie aus Lebenssituationen kommen, in denen sie das nicht gelernt haben.“

Zu den rund 320.000 Menschen, auf die das in Berlin zutrifft, zählt die Bildungsverwaltung auch jene, die nicht rechnen können. Für noch schlimmer als diese Zahl hält die Bildungssenatorin einen weiteren Fakt: „Nur ein Prozent dieser Menschen nimmt unsere Angebote wahr.“

Eine mögliche Erklärung für sie: „Es ist immer noch ein Tabuthema.“ Ein erstes Fazit zur Wirkung der neuen Strategie kündigte Scheeres für „spätestens im Jahr 2017“ an. STA