Reportage

Der Budapester Ostbahnhof ist zum Nadelöhr vieler Flüchtlinge nach Deutschland und Österreich geworden. Es herrscht Chaos

Die gute Tat
: Suppe ist eben auch ein Heißgetränk

Direkt am Grenzübergang zu Ungarn im österreichischen Nickelsdorf steht ein großes Flugdach auf dem alten Zollgelände. Am Wochenende stellte das österreichische Rote Kreuz hier Feldbetten auf. Denn man rechnete für diese Woche mit 7.000 Flüchtlingen.

„Täglich kommen hier etwa 300 bis 400 Menschen an, die meisten aus Syrien und dem Irak“, sagt Tobias Mindler, Sprecher des burgenländischen Roten Kreuzes. Die Neuankömmlinge sollen maximal 48 Stunden hier verbringen, bevor sie weiter in ein Erstaufnahmezentrum gebracht werden.

Die Geflüchteten brauchen, wenn sie ankommen, am dringendsten etwas zu essen. „Viele haben seit drei oder vier Tagen nicht gegessen. Die Mägen sind dann sehr empfindlich“, sagt Mindler. Die Polizei sehe aber nur kalte Verpflegung und Heißgetränke vor. Also hat das Rote Kreuz kurzerhand Suppe zu einem Heißgetränk erklärt.

Was die meisten außerdem brauchen, ist neue Kleidung – besonders Schuhe. „Die Menschen kommen hier oft barfuß an, die Schuhe haben sie schon lange durchgelaufen. Viele sind den ganzen Weg zu Fuß gegangen“, sagt Mindler. Um die typischen Fluchtverletzungen – Schürfwunden und Blasen an den Füßen oder Erkältungen -–kümmert sich das Rote Kreuz vor Ort in einem Ambulanzcontainer.

Eigentlich wurden am Montag mehr Flüchtlinge an der Grenze erwartet. Doch die ÖBB stoppte einen Zug in Ungarn wegen Überfüllung und ließ die Menschen mit weiteren Zügen direkt zum Wiener Westbahnhof bringen, wo Helfer die Menschen mit Lebensmitteln in Empfang nahmen, während draußen gleichzeitig 20.000 Demonstranten ihre Unterstützung bekundeten. hdl