Community Based Tourism in Indien: Dorftourismus hat viele Vorteile
Die indische Nonprofit-Organisation Kabani fördert vor allem in Südindien den Dorftourismus. Zum Nutzen der Gemeinschaft und der Frauen.
Die Krise war zu hart. Viele Bauern konnten nicht mehr überleben und begingen Selbstmord. Wir verloren unsere Pfefferernte durch eine Krankheit. Hinzu kam, die Marktpreise waren zu niedrig. Tourismus in unserem Dorf einzuführen half uns, die Situation zu überbrücken und anfallende Kosten zu begleichen“, sagt Eliyamma Kochupurakkal. Die 48-jährige Frau und ihre Familie lebt von der Landwirtschaft und vom Tourismus in einem Dorf in Südindien.
Eliyamma wurde von der Organisation Kabani geschult. Sie vermietet ein bis zwei Zimmer in ihrem Haus an Touristen. Das Einkommen aus dem Tourismus hilft ihr, den Ernteausfall, der auch der Klimaveränderung geschuldet ist, zu überstehen.
Eliyammas Gästehaus in Thrikkaipette, Südindien, ist Teil eines seit einigen Jahren von der Nonprofit-Organisation Kabani entwickelten Projekts: eine Initiative mit Arbeitsschwerpunkt im Wayanad-Distrikt in den Bergen des südindischen Bundesstaates Kerala, an der Grenze zu Karnataka.
Die Organisation hat ihren Namen von dem Fluss Kabani. Dem einzigen Fluss in Wayanad, der ostwärts statt wie – fast alle 44 Flüsse in Kerala – nach Westen fließt. So wie der Fluss in die entgegengesetzte Richtung fließt, so will Kabani eine andere Richtung für die Tourismusentwicklung der Region aufzeigen.
Für die Ausbildung der Kinder
ist Tourismusforscher, Politologe und sozialer Aktivist. Zurzeit leitet er die Organisation Kabani. Eine indische Nonprofitorganisation, die sich für nachhaltigen Dorftourismus einsetzt. Die Organisation hilft bei der Ausbildung für den Tourismus vor Ort und beim Vertrieb. www.kabani.org
In der Region Wayanda leben 50 Prozent der Bewohner von der Landwirtschaft. Doch diese trägt nicht mehr. Binu, 35, Landwirt und Vermieter aus dem Dorf Amboori, sagt: „Ich kann heute viel besser für meine Ausgaben aufkommen, nachdem ich mit dem Dorftourismus angefangen habe. Was ich heute am Tourismus verdiene, hilft mir, für die Ausbildung meiner Kinder aufzukommen, während die Landwirtschaft unsere Selbstversorgung sichert. Es schmeichelt mir, wenn ich meine Gäste mit den Produkten aus eigenem Anbau bewirten kann.“
Dschungel, die Gipfel der Western Ghats und des Himalaja, die Backwaters im Hinterland von Kerala und die unberührten Strände sind die Leuchttürme einer Reise hierher. In die Dörfer kommen Besucher aus aller Welt. Sie sind bei Familien untergebracht, sie teilen deren Alltag und essen deren gut gewürztes Essen. Sie lernen etwas über die hier wachsenden Pflanzen, rudern in den Backwaters, schwimmen an leeren Stränden.
Zurzeit gibt es acht indische Dörfer in Kerala und Tamil Nadu, die Tourismus als Zusatzeinkommen unter der Anleitung Kabanis nutzen. Dafür wurde ein Kriterienkatalog erstellt, der sowohl die Werte der Gemeinschaft als auch Managementfähigkeiten und den Umgang mit den natürlichen Ressourcen berücksichtigt. Darüber hinaus unterstützt Kabani weitere Dorfgemeinschaften in ganz Indien. Immer mit der Vision, dass Tourismus den Menschen vor Ort zugutekommt.
Die Hälfte des Verdienstes durch die Zimmervermietung bleibt bei den Familien, 25 Prozent fließen in die Dorfkasse. Die restlichen 25 Prozent gehen an die Organisation Kabani, die damit die Leute vor Ort ausbildet: als Taxifahrer, Guide, aber auch in organischem Anbau und Ernährung.
Vor allem die Frauen in den Dörfern erzählen berührende Geschichten aus ihrer Erfahrung mit Touristen. Sie werden durch die Begegnung selbstbewusster. Sie können inzwischen auf Englisch kommunizieren und sie wissen mehr von der Welt. Der kulturelle Austausch bringt die Frauen zum Nachdenken über ihre Rolle im Dorf und in der Gesellschaft. Der Austausch mit den Gästen hat nicht nur die Frauen animiert. Die Lebensqualität hat sich verbessert: in der Hygiene, bei der Gesundheit und beim Verhältnis zur Umwelt.
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