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Barockfest mit indischen Ragas

Hörgewohnheiten Das Musikfest Bremen, gegründet vor 26 Jahren, bietet schon lange nicht mehr ausschließlich Barockmusik. Diesmal überraschen allerdings ein klammheimlicher Mozart-Schwerpunkt sowie eine Prise Techno und Indo-Jazz

Natürlich ist Zeit relativ. Denn ein Uralt-Werk, heute frisch gespielt: Das ist doch etwas Heutiges, Packendes – besonders dann, wenn die historischen Instrumente so mitteltönig gestimmt sind, dass der Zuhörer den Unterschied zum sonst Gehörten deutlich spürt.

Auf diese subtilen Barock-Schwingungen setzt Thomas Albert, Gründer und Leiter des jetzt startenden Bremer Musikfestes seit 26 Jahren. Doch so akribisch der Barockgeiger auf das Timbre achtet, so flexibel ist er, wenn es um Epochengrenzen geht.

Denn längst ist dies kein reines Barockfestival mehr – auch, wenn es genügend Bach, Charpentier, Buxtehude zu hören gibt, gespielt von Ensembles, die Musicaeterna, Accadmia Bizantina und Ensemble Correspondances heißen.

Denn auch das ist ein Pfund, mit dem das Festival wuchern kann: mit der schlanken Instrumentierung. Denn im Barock war das kleine Ensemble Standard; das Riesenorchester hat die sentimentale Romantik erfunden.

Entsprechend schillernd ist die Ensemblelandschaft; in diesem Jahr wird erstmals das Belgian Baroque Orchestra Ghent dabei sein. Das allerdings sprengt sofort seines Namens Fesseln und gastiert mit Haydns „Schöpfung“. Andere Abende heißen „Mozarts Sinfonisches Vermächtnis“ oder „Bach und Haydn – neu gehört“. Hat sich hier ein Mozart-Haydn, mithin ein Klassik-Schwerpunkt eingeschlichen? Man weiß es nicht; sicher ist nur: Wer bestimmte Künstler buchen will, muss sich nach deren Repertoire richten.

Den Zuschauern wird die scheinbar leicht verdauliche, technisch und kompositorisch aber stark unterschätzte Mozart-Haydn-Kost munden. Auch die Pianistin Maria Joao Pires spielt Mozart: „Wiener Klassik trifft Romantik“ heißt das dann. Und das „Ensemble de l‘harmonie“ nennt den Abend mit Mozarts Ohrwurm-Sinfonien Nr. 39 und 40 „Mozarts Sinfonisches Vermächtnis“.

Aber, Puristen, keine Sorge: Das seit sechs Jahren ins Musikfest integrierte „Arp-Schnitger-Festival“ zur Würdigung des norddeutschen Orgelbauers macht das alles wett, mit sechs Konzerten auf Schnitger-Orgeln in Friesland und der Wesermarsch. Da gibt es quasi Barock pur.

Damit er aber über all dem Altertümlichen die Jazz- und Technofans nicht vergisst, hat Festivalchef Albert vier Konzerte des „Musikfest Surprise“ hineingenommen. Zum Beispiel das Quintett des in Kalkutta geborenen, heute in London lebenden Klarinettisten Arun Ghosh: mit einen Mix aus indischen Ragas, Orientalismen und Jazz.

Petra Schellen

Sa, 29.8., bis Mi, 19.9., Infos und Programm: www.musikfest-bremen.de

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