„Radioaktivität lässt sich nicht abschalten“

Atomausstieg Mehr als 70 Umweltverbände fordern höhere Sicherheit bei der Stilllegung von AKWs und der Lagerung von Atommüll

Die deutschen Umweltverbände haben verlangt, den Sicherheitsstandard beim Atomausstieg zu erhöhen. Die Stilllegung der Kraftwerke müsse unumkehrbar sein, für den Abriss einer Anlage oder eine vorübergehende Versiegelung müsse die Sicherheit und nicht die Kostenfrage ausschlaggebend sein, forderten mehr als 70 Verbände und Anti-AKW-Initiativen am Montag in Hannover. Dabei solle die Öffentlichkeit informiert und eingebunden werden.

Nach der Atomkatastrophe in Fukushima waren acht der 17 kommerziellen AKWs in der Bundesrepublik vom Netz genommen worden. Als letzter Reaktor im Norden soll Ende 2022 das AKW Emsland stillgelegt werden. Ausgenommen sind allerdings die Urananreicherungsanlage im westfälischen Gronau, die Brennelementefabrik im emsländischen Lingen sowie Forschungs- und Versuchsanlagen.

Die Abschaltung stelle zwar einen Sicherheitsgewinn dar, erklärten die Umweltgruppen. Das in den Reaktoren verbleibende Gefährdungspotential zwinge Behörden und Betreiber jedoch zur uneingeschränkten Umsetzung der höchstmöglichen Vorsorgestandards: „Radioaktivität lässt sich nicht abschalten.“ Atommüll solle deshalb an den Kraftwerken selber zwischengelagert werden und möglichst nicht mehr transportiert werden, bis es in Deutschland ein Endlager gibt. Eine Einlagerung in Gorleben oder im Schacht Konrad bei Salzgitter scheide aus, weil beide Lager weder geeignet noch akzeptiert seien, argumentierten die Verbände in ihrem Positionspapier.

Zudem verlangen die Initiativen und Verbände, dass die Öffentlichkeit „umfassend und wirksam“ an den AKW-Stilllegungen beteiligt wird. Die Betreiber der Atomkraftwerke hätten vorgeschlagen, Klagerechte und individuellen Rechtsschutz durch sogenannte freiwillige Informationsveranstaltungen zu ersetzen. Dies sei „völlig inakzeptabel“.  (dpa/epd)