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Der Trommler

Personalie Produzent Nico Hofmann wird ab 2017 Chef der Ufa, der größten deutschen TV-Produktionsfirma

Fernsehpreis, Grimme-Preis, die Goldene Romy – Nico Hofmann hat sie alle Foto: Andreas Pein/laif

von Jens Mayer

Man kann nicht sagen, dass die Nachricht von Nico Hofmanns Aufstieg an die Spitze der größten privaten Produktionsgesellschaft Deutschlands überraschend kam. Die Verkündigung der Ufa, dass der 56-jährige Regisseur und Produzent in zwei Jahren den bisherigen Geschäftsführer Wolf Bauer beerben wird und sich mit ihm bereits seit dem 1. September die Position teilt, ist dennoch ein frühzeitiges Signal für die Zukunft der Tochter der RTL-Gruppe Freemantle Media, die mit einem geschätzten Jahresumsatz von 300 Millionen Euro die drei Einheiten Ufa Fiction, Ufa Show & Factual und Ufa Serial Drama vereint.

Als Vorsitzender Geschäftsführer des Fiction-Bereichs hatte Hofmann ohnehin einen der bedeutendsten Posten in der Unternehmensstruktur inne, in der öffentlichen Wahrnehmung ist er durch seine Medienpräsenz und seine auf zeitgeschichtlichen Ereignissen basierenden Fernsehfilme und Mehrteiler wie „Der Tunnel“, „Dresden“ und zuletzt „Unsere Mütter, unsere Väter“ zum umstrittensten, aber auch einzig echten Promi in der deutschen Fernsehproduzentenlandschaft avanciert.

In Deutschland locken die TV-Produktionen Hofmanns regelmäßig viele Millionen Zuschauer vor die Bildschirme, doch vor allem seine letzten internationalen Erfolge haben seinen Status auch gegenüber seinen Kritikern gestärkt und untermauert.

Hofmann gilt als Innovator der hiesigen TV-Erzählung, seit er 2001 mit der DDR-Fluchtgeschichte „Der Tunnel“ den zweiteiligen zeithistorischen „Eventfilm“ im deutschen Fernsehen als Erfolgsmodell etablierte und zahlreiche Produktionen mit ähnlichem Muster für ARD, ZDF, RTL und Sat.1 folgen ließ.

Bei aller Authentizitätsakribie muss sich der gelernte Journalist dabei regelmäßig den Vorwurf gefallen lassen, erzählerisch immer wieder in seichtem Gewässern zu waten und mit allzu holzschnittartigen Figurenzeichnungen zu arbeiten, die der episch aufbereiteten Form und der gewichtige Themenwahl nicht gerecht werden können. Neben vielen Lobeshymnen in deutschen Medien musste er sich im Zuge seines Zweiter-Weltkrieg-Dreiteilers „Unsere Mütter, unsere Väter“ zuletzt auch heftiger Kritik seitens der polnischen Medien stellen, wo man die einseitige antisemitische Darstellung von Partisanen, Zivilbevölkerung und Heimatarmee als geschichtsverzerrend und ignorant brandmarkte. Der internationalen Vermarktung der Miniserie tat die Kontroverse keinen Abbruch, die Auszeichnung mit dem internationalen Emmy im vergangenen Jahr brachte ihm finale Anerkennung.

Hofmanns Werke: „Der Tunnel“, „Dresden“, „Unsere Mütter, unsere Väter“

„Ich sehe meine Rolle ein bisschen als Dirigent mit geschäftsführerisch-kaufmännischer Gesamtverantwortung, der von jedem Instrument Ahnung haben muss“, erklärte er der taz im Zusammenhang der Ausstrahlung seines Sat1-Dokudramas „Der Rücktritt“ über die „Affäre Wulff“. In den vergangenen zwei Jahren hat er sich medienwirksam mit der Verfilmung aktueller zeitgeschichtlich-politischer Themen auseinandergesetzt. Ob Aufstieg und Fall des ehemaligen CSU-Wirtschafts- und Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg in der Satire „Der Minister“, der „Udo Honig Story“ zur Steueraffäre des Fußballmanagers Uli Hoeneß oder der anstehenden Verfilmung der Biografie von Kanzlergattin Hannelore Kohl.

Hofmann ist einer der lautesten Trommler für deutsche Fernsehproduktionen und kritisiert in Interviews gerne die Fixierung auf den amerikanischen Markt. Mit der für RTL kreierten Serie „Deutschland 83“, die ausgerechnet zuerst im US-Fernsehen lief, bevor sie im Herbst im deutschen Fernsehen zu sehen ist, hat er gezeigt, dass er in Zukunft auch auf die Entwicklung erfolgreicher serieller Formate setzt.

Die gelten immerhin als das gefragte Film- und Fernsehmodell der Gegenwart und Zukunft. Der weltweite Wettbewerbsdruck ist in diesem Segment in den vergangenen Jahren merklich gestiegen, die Erwartungen an entsprechende Beiträge aus dem Fernsehland Deutschland sind hoch. Die Ernennung Nico Hofmanns zum Geschäftsführer der Ufa ist für das Unternehmen also ein logischer Schritt zur klaren internationalen Positionierung.

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