Dopingstudie sickert durch

BERLIN taz | Nach einem Bericht der Sunday Times hält der Leichtathletik-Weltverband IAAF eine Studie zurück, die von der Weltantidopingagentur Wada angeschoben wurde: Es ist eine anonyme Befragung von Teilnehmern der Leichtathletik-WM 2011 in Südkorea über den Umfang von Dopingpraxen. Nach Informationen der Zeitung fanden die damit beauftragten Wissenschaftler der Universität Tübingen heraus, dass 29 bis 34 Prozent der Befragten in dem Jahr vor der WM verbotene Techniken zur Leistungssteigerung angewendet habe.

Der Sunday Times sagte ein Sprecher der IAAF, über die Veröffentlichung werde gerade mit den Autoren verhandelt. Von der Universität Tübingen ist aber zu hören dass es sich um einen ernsten Eingriff in die Publikationsfreiheit handele. Es heißt, dass die Autoren rund um den Sportwissenschaftler Rolf Ulrich angewiesen worden seien, Vertraulichkeitsklauseln zu unterzeichnen.

Im Jahr 2013 hatte die New York Times bereits über Teile der Studie berichtet. Der Sunday Times wie auch der Antidopingredaktion der ARD soll nun die komplette Studie vorliegen. Interessant ist, dass es sich um eine Studie handelt, die von der Wada, nicht von der IAAF, in Auftrag gegeben wurde. Gleichwohl soll sich die IAAF dafür, dass sie den Wissenschaftlern den Zugang zu den Athleten, allesamt WM-Teilnehmer 2011, gewährt hatte, eine Art Vetorecht gesichert haben.

Vorwürfe, die IAAF halte eine Studie zurück, weist der Verband zurück. Vizepräsident Sebastian Coe nennt entsprechende Berichte eine „Kriegserklärung an meinen Sport“. Am Samstag beginnt in Peking die Leichtathletik-WM.