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OFF-KINO

Off-Kino

Lars Penning

Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet

Ähnlich wie Henry Fonda verkörperte Gregory Peck in vielen seiner Kinorollen amerikanische Tugenden, mit denen man sich weltweit identifizieren konnte: Aufrichtigkeit, Prinzipientreue und eine liberale politische Haltung. Neben seinem Engagement als Privatmann wurde dieses Image besonders durch seine Rolle als Kleinstadtanwalt Atticus Finch in Robert Mulligans Verfilmung von Harper Lees Roman „To Kill a Mockingbird“ („Wer die Nachtigall stört“,1962) geprägt, wo er einen fälschlicherweise der Vergewaltigung und des Mordes an einer weißen Frau bezichtigten Schwarzen verteidigt und zunächst vor dem Lynchmob bewahren kann. Das Filmmuseum Potsdam zeigt den antirassistischen Klassiker in seiner Reihe mit Filmen der „American 60s“, doch eine gewisse Aktualität erfährt der Film auch durch die kürzlich erfolgte Publikation von Harper Lees 1957 geschriebenem, aber seinerzeit vom Verlag abgelehnten Manuskript „Gehe hin, stelle einen Wächter“, in dem sich die spätere Literaturlegende Atticus Finch als eine mit genau den gleichen rassistischen Vorurteilen behaftete Figur zeigt wie seine Zeitgenossen in den Südstaaten (29. 8., 17 Uhr, Filmmuseum Potsdam).

Einen Albtraum anderer Art stellt David Lynchs erster abendfüllender Spielfilm „Eraserhead“ (1977) dar, ein experimenteller Schwarz-Weiß-Horrorfilm mit exquisitem Blick auf ein bizarres Familienleben: Protagonist Henry, zunächst von den Eltern seiner schwangeren Freundin zur Heirat genötigt, wird wenige Tage nach der Geburt ihres Kindes von seiner Frau verlassen und bleibt mit einem schreienden Monsterbaby zurück. Henrys Zimmer wird immer mehr zu einer surrealen Horrorwelt, die insbesondere durch speziell hervorgehobene Geräusche erzeugt wird und auch die Zuschauer ängstigt: Die Heizung rauscht, die Auslaufrille einer Schallplatte knackst und knistert, ein Sturm peitscht ans Fenster und das Kind schreit unentwegt(27. 8., 20.30 Uhr, Zukunft Berlin).

Die Animation von Wasser ist nicht zuletzt aufgrund der Lichtbrechung eine der schwierigsten Aufgaben im Metier des Trickfilms. Insofern war Pixars „Findet Nemo“ (2003), der in fast jeder Szene entweder im Ozean oder in einem Aquarium spielt, schon aufgrund der Technik ein großes Spektakel. Doch auch Action, Humor und Drama werden in der Geschichte vom überängstlichen Clownfisch Marlin, der sich auf die Suche nach seinem im Aquarium einer Zahnarztpraxis gelandeten Sohn Nemo begibt, geschickt in der Waage gehalten (28. 8., 19 Uhr, Open Air Sommerkino im Neuen Kranzler Eck; 29. 8., 18.15 Uhr, 30. 8., 17 Uhr, Babylon Mitte).

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