Neues Label für gute Investments

GeldAnlage II Das lang erwartete Siegel des „Forums Nachhaltige Geldanlagen“ ist gestartet

Germany‘s next Topsiegel für Geldanlagen Foto: Abb: FNG

HAMBURG taz | Mehr als drei Jahre dauerten die Vorbereitungen. Nun ist das neue „FNG-Siegel“ seit Juli auf dem Rating-Markt. Mit ihm sollen Investmentfonds für das breite Publikum ausgezeichnet werden, die das Geld ihrer Anleger „nachhaltig“ investieren. Die Qualitätssicherung solcher speziellen Geldanlagen sieht der Fachverband Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) als seine „Kernaufgabe“ an. Sie soll durch das FNG-Siegel weiter vor­angetrieben werden und „neue Dimensionen“ erreichen.

„Das Siegel dient als Orientierungshilfe für Privatinvestoren zum Thema Nachhaltigkeit“, sagt der FNG-Vorstandsvorsitzende Volker Weber. Und dafür sieht er eine große Marktlücke. Es gebe zwar spezielle Angebote wie das „Transparenzlogo“ oder in Österreich das „Umweltzeichen“, aber ein umfassendes Gütesiegel für Anleger in Deutschland gebe es nicht.

Um das Siegel von FNG zu erhalten, müssten die Fonds Mindestkriterien einhalten, sagte Weber der taz: den Ausschluss von Waffen, Rüstung und Kernkraft. Zudem berücksichtige man die vier Bereiche des „UN Global Compact“ – Menschen- und Arbeitsrechte, Umweltschutz sowie Korruptionsbekämpfung. „Global Compact“ ist eine Vereinbarung der Vereinten Nationen mit über 8.000 Unternehmen weltweit, um die Globalisierung sozialer und ökologischer zu gestalten.

„Wir nehmen eine Bewertung der Qualität vor“, beschreibt Weber seinen Job. So könnten Investmentfonds bei FNG in einem Stufenmodell bis zu drei Sterne erreichen. „Jenseits der Mindestkriterien macht das FNG-Siegel keine Vorgaben und trägt damit den unterschiedlichen ethisch-moralischen Anforderungen der Anleger und zugleich der Vielfalt im Markt Rechnung.“ Man bevorzuge keine der unterschiedlichen Investmentstrategien, sondern schaue auf die Nachhaltigkeitsqualität, so Weber. „Ganz unabhängig davon, ob es sich um Best-in-Class, Ausschlusskriterien oder einen Themenfonds handelt.“

Der Fachverband in Berlin sieht sich nicht als Ökolobby, sondern setzt auf ein ungewöhnlich breites Spektrum. Zu den FNG-Mitgliedern zählen ausgewiesene Alternativinstitute wie GLS Bank und Kirchenbanken. Aber auch eher konventionelle Genossenschaftsinstitute in Deutschland und Österreich sowie globale Akteure wie Warburg, die HypoVereinsbank und die Allianz sind dabei.

„Das Siegel dient als Orientierungshilfe für Privatinvestoren“

Volker Weber, FNG-Vorstand

Max Deml, seit 25 Jahren Autor des Handbuchs „Grünes Geld“ und Chefredakteur des Börsendienstes Öko-Invest in Wien, hält Siegel wie das des FNG durchaus für „nützlich“ – als groben Anhaltspunkt für Verbraucher. „Auf dem Markt tummeln sich zunehmend Betrüger, und es gibt immer mehr Missmanagement wie bei Prokon.“ Das FNG-Siegel könne hier eine Warnfunktion wahrnehmen.

Andererseits dürfe man solche Ratings auch nicht überbewerten, meint Deml: „Viele Siegel täuschen eine Stringenz oder Prägnanz vor, die gar nicht besteht.“ Das Ergebnis komme schließlich oft nur durch eine Punktewertung zustande – ab einer bestimmten Punktzahl gebe es dann Bronze, Silber oder Gold. Außerdem werden meist nur Standardprodukte wie in diesem Fall Investmentfonds bewertet. Die haben aber – anders als etwa Wind- oder Solarparks – kaum eine realwirtschaftliche Finanzierungsfunktion. Im Herbst wird das FNG-Siegel erstmals an nachhaltige Publikumsfonds vergeben. Hermannus Pfeiffer