Viele Fragen ungeklärt

USA Der Tod Sandra Blands bleibt mysteriös

NEW YORK taz | Sandra Bland soll am Samstag in Chicago beerdigt werden. Aber täglich kommen neue Ungereimtheiten über die Festnahme, über die dreitägige Inhaftierung und über den Tod der 28-jährigen „Black Life Matter“-Aktivistin in einem Gefängnis in Texas hinzu.

Laut gerichtsmedizinischer Untersuchung hat sie sich in ihrer Zelle mit einem Müllsack erhängt. Vize-Staatsanwalt Warren Diepraam erklärte am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Waller County in Texas, die „uniforme und gleichbleibende Markierung“ an Blands Hals sowie die Abwesenheit von Kampfspuren an ihren Händen belegten einen Suizid.

Diepraam erklärte auch, dass Bland an ihrem Unterarm 30 erst wenige Wochen alte Einschnitte gehabt habe. Außerdem habe sie bei ihrer Gefängniseinweisung erklärt, sie habe bereits früher über Selbstmord nachgedacht und einen Suizidversuch gemacht.

Der leitende Staatsanwalt in Waller County, Elton Mathis, schickte schon vor der Pressekonferenz eine SMS an den Anwalt der Familie Bland. Er schrieb, die junge Frau habe „im Gefängnis eine große Menge Marihuana zu sich genommen oder geraucht“. Seine SMS endet mit der Drohung: Das werde „selbstverständlich eine Rolle bei künftigen Rechtsstreitigkeiten spielen“.

Wie das Marihuana in ihre Gefängniszelle gekommen sein soll, ist ein Rätsel. Es ist ebenso mysteriös, wieso eine angeblich selbstmordgefährdete Gefangene nicht unter Beobachtung gestellt wurde, wieso sich in ihrer Zelle ein Plastikmüllsack befand, wieso die Einweisungsdokumente nicht ihre Unterschrift tragen und wieso ihre Angehörigen den Autopsiebericht nur aus den Medien kennen. Sie glauben nach wie vor nicht an die These vom Suizid. Dorothea Hahn