Nicht ganz sauber oder was?

Kommentar

von Claudius Prößer

Chemie im Trinkwasser

Erst mal ist das ja eine gute Nachricht: Da kippt irgendwo jemand eine gesundheitsschädliche Substanz in den Gulli, aber die Berliner Wasserbetriebe (BWB) registrieren das. Sie spüren den Verursacher auf und drehen im Wasserwerk ein paar Hähne auf und andere zu, sodass die Konzentration dieses Stoffes im Trinkwasser sehr niedrig bleibt. Was kann man in einem solchen Fall mehr verlangen?

Weniger nachvollziehbar ist die anschließende Einrichtung eines ziemlich komfortablen Richtwertes. Hätte es diesen Wert bereits vorher gegeben, wäre die gemessene Kontamination nicht der Rede wert gewesen. Dieses Thema darf noch nicht erledigt sein. Das Berliner Leitungswasser hat einen ausgesprochen guten Ruf zu verlieren.

Stinkende Brühe

Noch viel mehr Engagement wünscht man sich von den Wasserbetrieben derweil beim Umgang mit dem Abwasser. Dass sich alle Sommer wieder nach Unwettern eine stinkende Fäkalienbrühe in Fluss und Kanal ergießt und Tausende Fische mit dem Bauch nach oben schwimmen, ist einer modernen, grünen Metropole, wie Berlin sie sein will, absolut unwürdig.

Vielleicht haben die Verantwortlichen im Senat und bei den BWB das im Jahr 1998 noch nicht realisiert. Vielleicht sind seitdem auch die Ansprüche an eine halbwegs nachhaltige urbane Umwelt gestiegen. In jedem Fall kann das laufende Sanierungsprogramm nicht – wie geplant – zu Ende gehen, bevor diese Schweinerei ein Ende hat.

Und dass eine – erprobte – Technologie zur Beseitigung dieses Problems peinlich beschwiegen wird, weil man nicht selbst auf die Idee gekommen ist, das ist dann, Pardon, auch nicht ganz sauber.