Manchmal hilft nur eine Landpartie
: Schnell ins Konzert!

Konzerte in Bremen

von AndreasSchnell

Wenn Sie heute musikalisch was erleben wollen, müssen Sie raus aus der Stadt, wenn es live sein soll zumindest. Im einen Fall befinden Sie sich dabei zumindest administrativ betrachtet noch in Bremen: Das Punkion-Fest am heutigen Samstag findet nämlich im Landheim Blockland im Meyersweg statt, einem Kleingartenvereinsheim, was ländliche Gefühle begünstigt. Und auch wenn das Fest nur eintägig ist, geht es mit Lagerfeuer und Zelten doch ganz ausflugsmäßig zu, gar Kinderkarussell und Feuerwerk soll es geben. Erwähnte ich den Grill? Musikalisch wird es indes gar nicht ländlich. Höchstens rustikal ließe sich nennen, was da zu hören sein wird: Wenn eine Band schon den schönen Namen Punk Du Arsch! trägt und eine weitere NiveauFlucht, lässt sich unschwer vorstellen, worum es da so geht. Heißt ja auch Punkion-Fest. Neben den Genannten sind noch Generation N, Degenerate Idol und die Sworn Liars dabei, letztere fraglos eine der besten Punk-Bands, die Bremen in den letzten zehn Jahren hervorgebracht hat. Ab 16 Uhr darf angereist werden, um 18 Uhr beginnt das Live-Programm.

Wenn ihnen das zu wild klingt, können Sie ja nach Worpswede in die Music Hall fahren, wo am heutigen Samstagabend gegen 21 Uhr die Royal Southern Brotherhood die Bühne betritt, ihres Zeichens eine prominent besetzte Band aus dem tiefen Süden der USA. Vor allem Cyril Neville und Devon Allman sorgten per Mitgliedschaft dafür, dass die Aufmerksamkeit groß war, als die Band 2012 ihr Debütalbum veröffentlichte. Ersterer ist nicht nur Teil der Neville Brothers, sondern war davor mit Bruder Art bei der legendären Funk-Band The Meters. Devon Allman wiederum ist Sohn von Gregg Allman, Sänger und Keyboarder der kaum minder legendären Allman Brothers Band, einer der wichtigsten Bands des Southern Rock, die in den frühen Siebzigerjahren vor allem durch ausgedehnte Improvisationen von sich reden machte – und durch den frühen Tod zweier wichtiger Bandmitglieder. Die Erwartungen, um wieder ein bisschen gegenwärtiger zu werden, waren deshalb jedenfalls hoch an die Royal Southern Brotherhood, deren Name subtil vom Wissen um diesen Status kündet. Das Risiko scheint sich gelohnt zu haben. Weitere Albenveröffentlichungen und ausgedehnte Tourneen folgten, bei denen die Band ihre Fusion aus Funk, Soul, Rock, Blues, Country und anderen Spielweisen reifen ließ, die untrennbar mit dem amerikanischen Süden verbunden sind, dem Nährboden der westlichen Populärmusik, mit mythenumrankten Orten wie Memphis, Nashville und New Orleans. Wo es eben nicht nur Kapuzen tragende Rassisten gab (und bekanntlich gibt), sondern auch eine zutiefst multikulturelle musikalische Welt.

Dann ist erst einmal weitgehend Ruhe im Karton, wobei ein Gang in den Dom am Donnerstag um 19 Uhr nicht ganz reizlos klingt. Im Rahmen des VIII. Bremer Orgelsommers findet dort ein Konzert unter dem Titel „Erhebe dich, du Richter der Welt“ mit Franz Josef Stoiber (wahrscheinlich kein Künstlername) statt.

Das nächste Wochenende bringt derweil keine substan­ziellen Erleichterungen. Das Konzert mit Feine Sahne Fischfilet und Schwach am Freitagabend im Tower ist längst ausverkauft. Gut natürlich für Valentin, einen Bremer Antifa-Ultra, der vor einem Monat inhaftiert wurde, weil er sich nach dem letzten Spiel des heimischen Fußballvereins gegen den HSV bei Auseinandersetzungen mit rechten Hooligans der gefährlichen Körperverletzung und schweren Landfriedensbruchs schuldig gemacht haben soll (taz berichtete). Spenden können Sie via Rote Hilfe übrigens trotzdem.

Falls Sie kein Ticket für das Solikonzert haben, bliebe immer noch die Möglichkeit, den australischen Folk-Musiker Ciaram Granger in der Villa Sponte zu hören, der dort ab 20 Uhr im Rahmen der Reihe „Songs & Whispers“ auf Hut spielt. Mit zart raspelnder Stimme hat er schon manchen Kritiker bezirzt.

Oder, um noch einmal auf die Sache mit der Landpartie zurückzukommen, Sie machen sich auf den Weg ins Blockland in die Pusta-Stube, wo ab 20 Uhr das Romno Swing Quartett, ein gemischtes Ensemble aus Bremerhaven, Münster und Bremen (mitsamt in einem Fall ungarischen Wurzeln) traditionelle und neue Lieder der Sinti zu Gehör bringt.