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Nadal bringt Neuling mit

Tennis Spieler Rafael Nadal machte für seine Teilnahme beim Traditionsturnier am Rothenbaum ein Startticket für seinen Schützling Jaume Munar zur Bedingung. Tommy Haas lässt das Turnier sausen

Vermutlich wird sich Turnierdirektor Michael Stich selbst gefragt haben, wer ihm da gewissermaßen als Beifang ins Netz gegangen ist. „Jaume wer?“ – in dieser Art könnte sein Erstaunen den entsprechenden Ausdruck gefunden haben. Jaume Munar heißt der erst 18 Jahre alte Katalane, den vor wenigen Tagen kaum einer auf der Rechnung hatte.

Die Nummer 683 der Weltrangliste darf beim traditionsreichen Tennisturnier am Hamburger Rothenbaum aufschlagen. Munar steht dank einer Wildcard im 32 Spieler umfassenden Hauptfeld. Und dies wäre dem Spieler aus Barcelona niemals gelungen, hätte er nicht einen Fürsprecher von Weltrang gehabt – einen gewissen Rafael Nadal.

Der mallorquinische Topstar stellte für einen Start in Hamburg die Forderung auf, dass auch Munar dort spielen dürfe. Also, Vorhang auf für den Zauberer und seinen Ziehsohn! Stich stimmte zu. Warum auch nicht? Soll Munar doch spielen. Weh tut das keinem. Schließlich ist Stich dadurch der große Coup gelungen, der so wichtig für das bis Sonntag laufende Turnier ist: Nadal am Rothenbaum, erstmals seit sieben Jahren. Ein David Ferrer, Gilles Simon, Tommy Robredo, Fabio Fognini und Juan Monaco in allen Ehren – doch einen großen Namen, der in Deutschland Tickets verkauft, haben diese Spieler von Weltklasseformat alle nicht.

Nadal hat ihn. Er wird die Zuschauer in Scharen auf die Anlage an der Hallerstraße locken. „Wir freuen uns riesig, dass der beste Sandplatzspieler aller Zeiten bei uns aufschlägt“, sagte Stich. Nadal werde das Turnier aufwerten.

Die Antrittsgage für Nadal dürfte sich auf etwa 500.000 Euro belaufen. Ob sie durch die erbetene Mitnahme von Munar etwas gesunken ist – fraglich. So oder so, der Titelsponsor wird diese Rechnung begleichen. „Es gibt natürlich ein gewisses finanzielles Risiko, aber ich denke, wir wuppen das“, sagt Stich. „Es ist doch eine grandiose Chance für alle Tennisfans, Rafael noch einmal hautnah spielen zu sehen.“ Vor zwei Jahren ging das finanzielle Wagnis im Fall des Schweizers Roger Federer schon einmal auf.

Stich ist überzeugt, dass das Turnier auch mit dem 29-jährigen Nadal, dem 14-maligen Grand-Slam-Sieger, richtig klasse werden wird. „Rafael will hier in erster Linie Tennis spielen. Der schaut jetzt nicht auf den Scheck, auf die Überweisung, was da ankommt“, sagte er dem NDR2. Und angesichts der Teilnahme Nadals war es letztlich auch verschmerzbar für ihn, dass der 37 Jahre alte Tommy Haas das Turnier in seiner Geburtsstadt auslässt – aus Termingründen. Doch auch seine Schulter ist noch nicht wieder gänzlich fit.

In der Rolle des Lokalmatadoren gab es ohnehin längst einen Generationenwechsel: Dem 18-jährigen Hamburger Alexander Zverev gehört im deutschen Tennis die Zukunft. Nicht auszudenken, wenn Zverev in Hamburg richtig durchstartet und es ein Finale zwischen ihm und Nadal geben sollte. Stich würde wohl – wie 1991 nach seinem Wimbledon-Sieg – vor Glück strahlen. Christian Görtzen

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