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„Altes Sportamt“ weiter in der Schwebe

Stadtentwicklung Die BesetzerInnen des „Alten Sportamtes“ wollen sich nicht mit einer kurzfristigen Zwischenlösung für ihr Kulturzentrum zufrieden geben. Es wird wieder verhandelt

„Wir wollen eine langfristige Lösung“

Ein Besetzer

Eine Übergangslösung für das Kulturzentrum im alten Sportamt ist vom Tisch. Der Verein „Klapstul“, der das Gebäude momentan besetzt, stimmte gegen einen Zwischennutzungsvertrag für diese Saison, wie ihn der städtische Hauseigentümer Immobilien Bremen (IB) Anfang Juli anbot. An gestrigen Montag fand ein Treffen von BesetzerInnen, IB und Baubehörde statt. Ergebnisse lagen bei Redaktionsschluss noch nicht vor.

Seit 2011 veranstaltet der Verein im Alten Sportamt Konzerte und Vorträge und bietet Ateliers an. Anfang April hatten die BetreiberInnen zufällig erfahren, dass die Stadt das Gebäude anderweitig nutzen wollte. Aus Protest besetzen es die Kulturschaffenden seitdem.

In der Zwischenzeit gab es fünf Verhandlungsrunden zwischen den BesetzerInnen und IB. Letztere will sich dazu aber nicht äußern. Das Ziel des Vereins Klapstul ist nach eigenen Angaben ein Vertrag, der eine langfristige Nutzung des Gebäudes neben dem Weser-Stadion ermöglicht. Einen solchen zu erarbeiten, koste jedoch viel Zeit. Um ohne Druck weiter verhandeln zu können, sei ein Leihvertrag als Übergangslösung diskutiert worden. Die IB, so Klapstul, habe das Angebot jedoch kurz darauf zurückgezogen und eine Alternative vorgelegt, die der Verein jedoch in einem Plenum ablehnte. Denn der Kulturverein wäre nur bis Ende September geduldet worden. Außerdem hätte man bis dahin eine dauerhafte Lösung finden müssen. Diese Frist war den BesetzerInnen zu kurz.

Dass IB keinen Leihvertrag mehr anbot, kam für den Verein überraschend. „Immobilien Bremen wäre das Problem der Illegalität losgeworden und wir hätten weitermachen können“, erklärt ein Mitglied. So hätte man an einem gemeinsamen Plan arbeiten können.

Mit dem Zwischennutzungsvertrag stünde der Verein außerdem vor demselben Problem wie in jedem Jahr. Bisher hat IB die Nutzungserlaubnis immer wieder neu erteilt, für jeweils einen Sommer und oft erst kurzfristig. Außerhalb der Saison besteht Überschwemmungsgefahr in der Pauliner Marsch, die Nutzung ist dann nicht erlaubt.

Die BesetzerInnen vermuten, dass die Politik die Immobiliengesellschaft unter Druck gesetzt habe. Ihnen zufolge erklärte die IB, dass die Besetzung nicht vertrauenswürdig auf die Stadt Bremen wirke. „Das solle keine gängige Praxis werden, wurde uns gesagt“, so ein Aktivist. Dann kam die Frist. „Es hieß dann, dass das Finanzressort eine schnelle Einigung wolle.“

Hingegen beruft sich IB in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber der taz unter anderem auf das Baurecht. Von den bestehenden Vorgaben hänge ab, wie eine zukünftige Nutzung aussehen könne. Dazu Jens Tittmann, Sprecher des Bausenators: „Die Nutzung des alten Sportamtes als kulturelle Einrichtung ist planungsrechtlich nicht möglich.“ Eine Ausnahme sei zwar denkbar, aber rechtlich schwierig. Zudem müsse es in Hinblick auf den Brandschutz Umbaumaßnahmen geben.

Dass auch die Baubehörde das Treffen am Montag begleitete, war für den Verein ein Lichtblick: „Es gibt Möglichkeiten für eine langfristige Nutzung, sonst würden sie sich ja nicht mit uns treffen.“ Ihnen sei klar, dass das Gebäude saniert werden müsse. „Aber da sind wir flexibel“, sagt ein Mitglied, „denn wir wünschen uns einen langfristigen Vertrag.“

Der Beirat östliche Vorstadt spricht sich für den Verbleib des Vereins aus. Die BesetzerInnen wollen das Gebäude vorerst nicht verlassen. Vincent Buss

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