Landesamt abgezockt

Flüchtlinge Ein Vermieter kassiert vom Amt 10.000 Euro Miete pro Monat für die Unterbringung einer Flüchtlingsfamilie. Besonders dumm: Die Wohnung gehörte der landeseigenen Berlinovo.

Dass es dubiose Geschäftemacher gibt, die mit der Not von Flüchtlingen viel Geld verdienen, ist bekannt. Die folgende Geschichte ist dennoch bemerkenswert. Wie die Springerzeitung BZ jüngst berichtete, bezahlte das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) monatelang rund 10.000 Euro Miete für ein möbliertes Vierzimmerappartment in Lichtenberg, in dem eine siebenköpfige Flüchtlingsfamilie untergebracht war. Erste Pointe: Der Vermieter hatte die Wohnung vom landeseigenen Immobiliendienstleister Berlinovo angemietet und zahlte selbst nur knapp 1.000 Euro Warmmiete. Zweite Pointe: Berlinovo hatte dem Lageso schon im Februar 60 Plätze zur Unterbringung von Flüchtlingen in den eigenen Appartements angeboten.

Weil das Lageso Probleme bei der Unterbringung der weitersteigenden Zahl von Asylbewerbern hat, werden immer mehr Flüchtlinge in Hostels und Pensionen untergebracht – derzeit rund 1.400 Menschen. Mit einem Hostelgutschein übernimmt das Lageso Kosten von bis zu 50 Euro pro Nacht und Person.

Im Lichtenberger Fall handelt es sich um die Firma BerlinLux, einem Vermieter von Appartements und Ferienwohnungen. Auf ihrer Webseite bot BerlinLux noch am Donnerstag Wohnungen in dem fraglichen Haus Siegfriedstraße 190 an, etwa ein Appartement für fünf Personen für 260 Euro pro Nacht.

Doch mit dem Geschäft ist es vorbei: Man habe die Verträge für insgesamt zwölf Wohnungen inzwischen fristlos gekündigt, so ein Sprecher von Berlinovo zur taz, da die Untervermietung – ob an Flüchtlinge oder Touristen – vertrags­widrig sei. Die betroffenen Flüchtlingsfamilien dürften vorläufig in den Wohnungen bleiben.

Susanne Memarnia