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KUNST

KunstStephanie Wursterschaut sich in Berliner Galerien um

Tiere gehen immer. Auf YouTube, als Stoffprints, als Thema für einen abendlichen Smalltalk. Aber nicht deshalb hat Alexander Wolff eine Ausstellung zu Tieren zusammengestellt. Ihn interessierte daran, sagt er, dass das Thema oft wie eine Projektionsfläche benutzt wird, „wie ein Spiegel, der in die jeweilige künstlerische Praxis zurückstrahlt“. „Animal Photographers“,der Titel der von ihm für den Acud Projektraum kuratierten Ausstellung, macht diesen Punkt deutlich: Künstlerische Arbeiten über Tiere sagen eher etwas über den Menschen aus als über das abgebildete Tier. Meine Lieblingsarbeit dort: „Another city, not my own“ des Wieners Christian Meyer, der einem Straßenhund in Ulan-Bator eine kleine Kamera auf den Nacken schnallte, die jede Minute ein Bild schoss. Die Tierperspektive auf die mongolische Hauptstadt ist verblüffend: Nicht nur wegen der Bodennähe, auch wegen der abgefuckten Orte, die der Hund aufsucht (bis 31. 7. Mi.–Sa. 12–18 Uhr und n. Vereinb., ­Veteranenstr. 21).

In den erst vor wenigen Monaten eröffneten Ausstellungsräumen der Hegenbarth Sammlung geht es weiter: Tiere Schauen“ ist eine sorgfältig zusammengestellte Ausstellung, in der in Petersburger Hängung Werke von 35 KünstlerInnen gezeigt werden. Sie mischen sich mit den Tierbildern Josef Hegenbarths (1884–1962), den man heute leider vor allem als Illustrator von in DDR-Verlagen erschienener Weltliteratur kennt. Die Ausstellung ist thematisch gegliedert – Zoo, Wald, Mischwesen etc. –, machte, neben der normalen Vernissage, auch mit einer Kindervernissage auf und bietet folgerichtig auch Zeichen- und Schreibworkshops für Kitas und Schulen an (Hegenbarth Sammlung Berlin, Tiere schauen, bis 11. 10., Mo.–Sa. 12–18 Uhr und n. Vereinb., vom 27. 7.–10. 8. geschlossen, Nürnberger Str. 49).

Im Kuperstichkabinett am Kulturforum wird nicht groß herumgeredet: Wir kommen auf den Hund!“ ist eine Sommerlochausstellung, ganz klar. Ziel ist es, Berlinbesuchern „... besonders attraktive und populäre Themen der Kunst- und Kulturgeschichte zu präsentieren“. Damit sich auch die Kleinsten in den Ausstellungsraum hineinwagen, hat man zwei Plüschhunde am Eingang angeleint. Nett gemeint, und es funktioniert. Zu den ältesten und geheimnisvollsten Werken aus den Beständen, die ausgestellt werden, gehören sicher die drei „Meisterstiche“ Albrecht Dürers, darunter Der Heilige Hieronymus im Gehäus“.Unweit davon: das atmosphärisch völlig anders gelagerte Lots of Pictures, lots of Fun“ des Schotten Eduardo Paolozzi von 1971. Ein Bildtitel, der auch ganz hervorragend zu den drei aktuellen Berliner Tier­aus­stellungen passt (bis 20. 9., Di. + Mi . + Fr.–So. 10–18 Uhr, Sa.–So. 11–20 Uhr, Do. 10–20 Uhr, Matthäikirchplatz).

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