piwik no script img

Folge 7: Wegerechtsverletzung im Polo

Jeder Sport definiert seine Grenzen. Was dahinter liegt, ist unsportlich und wird bestraft. Bis die Fußball-Regionalliga den Spielbetrieb wieder aufnimmt, wollen wir hier darlegen, welche oft schmerzhaften Verstöße die einzelnen Sportarten kennen.

Über klassenspezifische Aspekte im Sport ist viel geschrieben worden – dass Fußball mal ein Arbeitersport war, beispielsweise, Golf hingegen nicht so. Aber wo schimmern diese Wurzeln noch durch? Die Fußballerausbildung ähnelt immer mehr der in Business-Schools und Golf soll ja mittlerweile Volkssport sein. Wo also steckt noch Klassenkampf in der Körperertüchtigung? Wie so oft hilft der Blick aufs abweichende Verhalten weiter.

„Das wohl häufigste Foul im Polosport besteht in der Wegerechtsverletzung“, heißt es in einschlägigen Publikationen. Ha, da haben wirs. Im Denken und Handeln der Junker, sagen wir: in Hamburgs Elbvor­orten dreht sich selbst auf dem Sportplatz noch alles um Besitzverhältnisse. Das unerlaubte Eindringen in einen Laufweg würde in anderen Sportarten vielleicht als Sperren, Kreuzen oder Bodycheck bezeichnet, im Polo (und ansonsten noch beim Segeln!) wird da­raus ein Fall für den Staatsanwalt. Sportpsychologen, hingewiesen auf dieses wissenschaftlich bislang wenig beachtete Phänomen, vermuten dahinter eine tief sitzende Angst vor Enteignung und Verarmung.

Da beruhigt es fast, dass anscheinend auch im Spiel der Könige proletarische Übersprungs- und Lusthandlungen vorkommen. So verbieten die Regeln das „Helicoptering“, das Kreisen des Poloschlägers über dem Kopf zum Zwecke des Torjubels. Dann doch lieber gleich das Trikot ausziehen!  RLO

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen