Einsicht versus Rückwärtsgang

USA South Carolinas Senat stimmt für das Entfernen der Konföderiertenflagge vom Kapitol

Die Gegner der Flagge haben gewonnen Foto: Jason Miczek/reuters

WASHINGTON taz | 150 Jahre nach dem Ende des Bürgerkriegs hat am Montag der Senat von South Carolina dafür gestimmt, die Konföderiertenfahne aus dem öffentlichen Raum ins Museum zu verbannen. Bevor die Fahne der Verteidiger der Sklaverei auf dem Gelände des Kapitols heruntergezogen werden kann, muss allerdings noch die zweite Kammer abstimmen.

Unterdessen verteidigen im Rest der USA Fahnenfreunde trotzig ihre „Tradition“. Beim NASCAR-Autorennen in Florida ließen sie am Wochenende Dutzende Konföderiertenfahnen wehen. In einer Fahnenwerkstatt in Alabama läuft die Produktion von Konföderiertenfahnen auf Hochtouren.

37 der 40 Senatoren in Columbia stimmten am Montagnachmittag für das Einmotten der Fahne. Ein solches Votum in South Carolina wäre bis zu dem Massaker in der Emanuel AME Kirche in Charleston undenkbar gewesen.

South Carolina löste mit seiner Abspaltung von der Union – wegen der Wahl von Abraham Lincoln, der die Sklaverei abschaffen wollte – den Bürgerkrieg aus. Seit dessen Ende im Jahr 1865 hat South Carolina, trotz der militärischen Niederlage der Konföderierten, ein ungebrochenes Verhältnis zu den Symbolen des Vor-Bürgerkriegsregimes und des Bürgerkriegs gepflegt. Die Straßen tragen Namen von weißen Plantagenbesitzern und Sklavenhaltern, die Denkmäler ehren Generäle der Konföderierten Armee und über dem Kapitol von Columbia weht die Konföderiertenfahne. Nach längerer Pause war die Fahne 1962 erneut hochgezogen worden.

Immer wieder demonstrierten Menschen gegen das Symbol für ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Manche verglichen sie mit dem Hakenkreuz. Doch die Fahne blieb oben.

Der Terrorakt in der Kirche, verübt von einem weißen jungen Mann, der vorab mit der Konföderiertenfahne posiert und in einem „Manifest“ seine Tat mit dem Wunsch nach Wiederherstellung der „weißen Vorherrschaft“ begründet hatte, änderte die Einstellung des Senats.

In einer Fahnenwerkstatt in Alabama läuft die Produktion auf Hochtouren

Die drei verbliebenen Verteidiger der Konföderiertenfahne im Senat kommen aus Greenville, Spartanburg und Cherokee. Sie sind republikanische Schwergewichte im Senat, darunter Harvey Peeler, Chef der republikanischen Mehrheit. Der republikanische Senator Lee Bright nutzte die Debatte über die Konföderiertenfahne zu einer Kampfrede gegen die Entscheidung des Obersten Gerichtes, die Ehe für Homosexuelle in allen Bundesstaaten zu akzeptieren. Bevor er für den Beibehalt der Konföderiertenfahne stimmte, sprach Bright von der Bibel, von jüdisch-christlichen Werten, von der Homoehe als „nationaler Sünde“ und davon, dass „der Teufel die Kontrolle über unser Land“ übernehme.

Die in Upstate gelegenen Wahlkreise der drei sind die rückwärtsgewandtesten von South Carolina. Zugleich liegen sie in der am schnellsten wachsenden Region des Bundesstaates. Zahlreiche Finanzbetriebe und Industrien haben sich in der Region Upstate nieder gelassen. Auch europäische Unternehmen schätzen das „Businessklima“. Der französische Konzern Michelin beschäftigt dort mehr als 7.800 Leute. Und der deutsche Autohersteller BMW hat dort 3,7 Milliarden Dollar in eine nordamerikanische Produktionsstätte investiert.