B-Note: Unser König
Nachhilfe Wie gewinnt man eigentlich das taz-WM-Tippspiel? Mit möglichst wenig Insiderwissen. Der Sieger gibt Auskunft
Die taz macht ein Tippspiel zur Frauen-WM in Kanada. So was im Internet, mit Tabelle, Statistik und so weiter. Und ausgerechnet ich als Rugbyspieler werde der Tippkönig – wie kann das passieren? Die Antwort: Außenseiter sehen oft klarer als Insider. Ich lese nicht die großen Porträts und Verrisse, die Spekulationen über mögliche Taktiken. Ich lese die Fifa-Weltrangliste.
Sie ist ein guter Anhaltspunkt. Denn selbst der beste Trainer kann sich kein neues Team backen.
Das geht natürlich nicht blind, ein bisschen denken musste ich schon dabei. So ist zum Beispiel die „Fifa/Coca-Cola-Weltrangliste“ (so heißt das Ding offiziell) bei den Männern derzeit völliger Quark. Da sind die Top drei Deutschland, Belgien, Argentinien. Und Italien auf Platz 13. Nichts gegen Belgien, es war bei der WM 2014 im Viertelfinale. Aber Platz zwei? Auf solche Weltranglisten kannste pfeifen. Offensichtlich sind die neuen Qualifizierungsrunden gegen Fußballgötter wie Andorra, Gibraltar oder Israel voll in die Wertung eingegangen.
Bei den Frauen wird anders gerechnet, schreibt die Fifa. Das klang realistischer, also habe ich mich daran orientiert. Und dann aus meiner Rugby-Erfahrung mit dortigen WM-Tippspielen ein paar Korrekturfaktoren eingefügt: Die Gastgeberelf ein paar Plätze hochranken. Und nach der Vorrunde vielleicht ein oder zwei besonders flotte Teams ebenso –diesmal England.
Natürlich ist auch der Statistiker nicht gegen Menschliches gefeit: Dass die Trefferquoten der Frauen selbst nach Traumchancen so niedrig sind, hatte ich nicht auf dem Schirm, trotz diverser Stadionbesuche bei Turbine Potsdam. Und selbst nach dem Psychozusammenbruch der Deutschen gegen Frankreich habe ich es nicht übers Herz gebracht, im Halbfinale gegen uns und für die USA zu tippen. So ein Fußballpatriotismus kostet Punkte. Aber wer in der Vorrunde genügend ansammelt, kann auch mal verschwenden. Reiner Metzger
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