So trainieren die Gauchos

Monopol Bei der Copa América werden alle vier Halbfinalisten von Argentiniern gecoacht. Jorge Sampaoli könnte mit den Gastgebern vollenden, was bei der WM so vielversprechend begann

BUENOS AIRES taz | Jorge Sampaoli war Erster. Mit einem 2:1 gegen Peru hat Chiles argentinischer Trainer am Montagabend das Endspiel der Copa América erreicht und war damit der Nationalmannschaft seines Heimatlandes voraus, die sich gegen Paraguay erst noch dafür qualifizieren musste. Ihr Halbfinalspiel fand in der Nacht zu Mittwoch statt, und egal wie es ausgegangen ist: Auf einen weiteren Argentinier wird Sampaoli am Samstag in Santiago de Chile (22 Uhr MESZ) in jedem Fall treffen, denn: Alle Halbfinalisten der Südamerika-Meisterschaft haben einen Trainer mit argentinischem Pass.

Insgesamt die Hälfte der zwölf Copa-Teilnehmer war mit argentinischen Trainern angetreten, durchaus mit Erfolg: Noch im Viertelfinale standen fünf von ihnen an der Außenlinie. Und selbst Ecuador war als schlechtester Gruppendritter nur knapp in der Vorrunde gescheitert, sonst wäre mit Gustavo Quinteros das Sextett komplett geblieben.

International am bekanntesten ist Gerardo Martino. Nach einer knapp einjährigen, nicht gerade erfolgreichen Zeit beim FC Barcelona wurde er im vergangenen August Nationaltrainer seines Heimatlandes und ist damit der bisher einzige Mensch, der Lionel Messi sowohl im Klub als auch in der Nationalmannschaft trainierte. Von der WM in Brasilien noch gut in Erinnerung ist Chiles Trainer Jorge Sampaoli, der seit 2012 erfolgreich fortführt, was sein Lehrmeister Marcelo Bielsa aufgebaut hat. Bielsa, ebenfalls Argentinier, hatte Chile von 2007 bis 2011 trainiert und dabei kräftig umgekrempelt.

Sollte sein Schüler Sampaoli die Copa América tatsächlich gewinnen, könnte er seine Zeit als Nationaltrainer der „La Roja“ krönen. Im Halbfinale gegen Peru schoss Chile alle drei Tore selbst: Eduardo Vargas hatte sein Team kurz vor der Pause mit einem Abstauber in Führung gebracht. In der 60. Minute konnte Abwehrspieler Gary Medel eine peruanische Flanke nur ins eigene Netz abfälschen, ehe vier Minuten später erneut Vargas mit einem wunderschönen Weitschuss zum Endstand traf. Dabei spielte Peru nach einem frühen und höchst fragwürdigen Platzverweis für Carlos Zambrano über 70 Minuten in Unterzahl.

So konnte Perus Trainer Ricardo Gareca der chilenischen Hoch­tempo-Offensive letztlich nichts entgegensetzen. Gareca ist, ähnlich wie Paraguays Ramón Díaz, vor allem in Argentinien bekannt, beide haben Klubmannschaften zur nationalen Meisterschaft geführt. Darin dürfte auch ein Teil ihres Erfolgsgeheimnisses liegen. „Das Überleben im argentinischen Fußballmilieu ist eine ständige Feuerprobe, die ohne jeden Zweifel den Charakter stärkt. Wenn du das Examen auf diesem riesigen Anforderungsniveau bestehst, hast du einen Trainerschein, der dich in jedem Winkel der Welt glaubwürdig macht“, fasst der argentinische Trainer-Altmeister Carlos Bianchi zusammen, was argentinische Trainer heute so beliebt macht. Jürgen Vogt